55. Dachmarke Oberfranken eine Blamage
Mittwoch, 23. Juni 2010 | Autor: intern
Frankenlied
Empörung über „Dachmarke Oberfranken“– Staatssekretärin Melanie Huml (CSU) blamiert sich
Teure Belanglosigkeiten
Das kürzlich auf Schloss Thurnau bei Kulmbach erstmals der Öffentlichkeit präsentierte neue Logo ist knallig rot, darin in weißer Schrift der Name, die Silhouette zeichnet das Territorium von Bayerns kleinstem Bezirk nach: „Einmalig und anders“ sollte der neue oberfränkische Dachmarken-prozess nach den Worten des Bayreuther Regierungspräsidenten Wilhelm Wenning geraten. Das mag stimmen, wenngleich nicht ganz so, wie es sich die Initiatoren des Projekts gedacht haben.
Aus der Landespolitik hatte sich besonders die Bambergerin Melanie Huml (CSU), Bayerns Gesundheitsstaatssekretärin, für die Dachmarke stark gemacht. Sie spricht von einer „Plattform für gesamtoberfränkische Interessen“, die „in dieser Form bayern- und bundesweit ziemlich einmalig sei“.
Die kreative Urheberschaft verantwortet, für Bayern keine Selbstverständ-lichkeit, eine Preußin, Uli Mayer-Johanssen von der Agentur MetaDesign aus Berlin. Sie kündigte an, dass aus dem Regierungsbezirk „künftig eine starke Region werden“ soll.
Die von sich selbst begeisterte Designerin ratterte haufenweise Daten herunter – 67 000 Unternehmen seien in Oberfranken beheimatet, darunter 500 „Hidden Champions“ (heimliche Weltmarktführer), über 12 000 Baudenkmäler gebe es, 99 Naturschutzgebiete, fünf Nationalparks, 35 Schlösser und Burgen, zwei Universitäten –, nur eine Zahl nannte sie nicht:
die Kosten des ganzen Dachmarkenprojekts. Es sind nämlich 500 000 Euro und angesichts chronisch leerer öffentlicher Kassen und eines drohenden Sparpakets ungeahnten Ausmaßes darf man sich die Frage stellen, was derzeit solche Ausgaben in Bayerns ärmsten Bezirk rechtfertigt – zumal das Geld nicht einmal einer Agentur aus der Region zugute kommt.
Hohn und Spott
Der Aufwand ließ nicht zu wünschen übrig. Ein Lenkungskreis mit „39 Vertretern aller gesellschaftlichen Ebenen“ fand sich in sage und schreibe neun Workshops zusammen, um zu beraten. Und so debattierte man in den zeitaufwändigen Sitzungen beispielsweise, ob eher die Adjektive „lebenswert“, „sinnlich“ oder „echt“ die „differenzierten Kernwerte“ der Region widerspiegelten.
Problembewusst kamen auch die Handicaps des bayerischen Nordostens zur Sprache: mangelnde Identifikation mit der Region, ein ausgeprägtes Kirchturmdenken sowie ein Kommunikationsdefizit. Die Kernbotschaft, so Mayer-Johanssens tiefschürfende Erkenntnis, sei in sämtlichen Workshops „immer die Vielfalt“ gewesen, doch mit der Vielfalt hebe man sich nicht von anderen ab. Der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner (Freie Wähler) wiederum wusste die fundamentale Erkenntnis beizusteuern „Oberfranken ist eben nicht nur Bier und Bratwurst“.
Außer Altbekanntem und Belanglosem wird durch das Projekt nichts Neues vermittelt. Was allerdings jetzt konkret passieren soll, blieb erst mal offen. Schon bei der feierlichen Enthüllung des Logos im einstigen Kutschensaal von Schloss Thurnau fiel der Applaus äußerst spärlich aus.
Unterdessen überziehen die oberfränkischen Bürger die neue Dachmarke vor allem in Internetforen – aber nicht nur dort – kübelweise mit Hohn und Spott. Ähnlichkeiten des neuen Logos zur berühmten Pril-Blume aus den 1970er Jahren will ein Blogger ausgemacht haben. Nicht zu leugnen sei auch die nahezu identische Farbkombination zur aktuellen Imagekampagne des deutschen Handwerks. Bemängelt wurde dabei außerdem, dass ein Nicht-Oberfranke mit den stilisierten Umrissen des Regierungsbezirks wenig anfangen kann.
Kein Erkenntniswert
„Das Logo hätte mein kleiner Neffe am PC für lau gemacht“, schreibt etwa „tacheles“ unter frankenpost.de. Alexander Rosenthal spricht im gleichen Forum vom „Oberfranken-Knutschfleck“ und „HK79“ schlägt im Forum der Bayreuther Tageszeitung Nordbayerischer Kurier vor, mit dem Logo besser „Hakle Feucht“ oder „Vita Cola“ zu bewerben. „Das bekommt ein Sechsjähriger hingeschmiert“, schreibt „primus“ und „spongebob“ nennt es einen „Skandal“, so viel Geld dafür auszugeben, wenn „gleichzeitig Hartz-IV-Empfängern das Elterngeld gestrichen“ werden soll.
Auf den Punkt bringt es die Kritik von „Robert55“ mit seiner Frage: „Sind die Verantwortlichen noch bei Trost?“ Diese Frage muss sich jetzt vor allem die Staatssekretärin Melanie Huml stellen lassen.
Wie man in Zeiten von Rekordverschuldung – ich nenne nur Bayern LB -mit Steuergeldern umgeht, ist ein Skandal. Uns Franken speist man seit Jahren mit Brosamen ab, weil man es immer wieder versteht die fränkische Bevölkerung vor jeder Wahl einzulullen. Wenn wir Franken jetzt nicht endlich aufwachen, dann wird Franken noch mehr in die Tiefe stürzen. Das es noch so gut aussieht, ist der Tüchtigkeit der Menschen hier in FRanken zu verdanken, nicht der Politik.
Nur zwei Beispiele von Großmannssucht die wir in FRanken in den nächsten Jahren mit auslöffeln werden müssen.
Zur Zeit wird in München die Olympiade 2018 geplant und vorbereitet. Die Bewerbung(kostet wahrscheinlich Millionen) läuft schon jetzt so, als wenn man die Zusage schon in der Tasche hätte. Wenn man dann den Zuschlag bekommt, dann kostet es ja nur schlappe 3 Milliarden Euro. Natürlich wird der Speckgürtel Oberbayern dadurch noch mehr aufgebläht. Obwohl es auch in Oberbayern Widerstand gegen die Olympiade gibt, interessiert das die meisten der Politiker einen Kehricht. Das nennt man dann, näher am Volk(CSU).
Das ist aber noch nicht alles. Für weitere Milliarden wird ein neues S-Bahn Netz geplant. Braucht man ja auch, denn die Züge fahren ja nur in 10 Minuten Takt in alle Richtungen von München hinaus nach Oberbayern.
Wenn ich ins 30 km entfernte Nürnberg fahren will, habe ich eine einzige Möglichkeit am Tag mit dem Bus, und benötigte dafür 3 Stunden Fahrt – und Wartezeit. Da sieht man die gleichen Lebensbedingungen die unsere Abgeordneten die letzten 50 Jahre für FRanken geschaffen haben. TOLL!
Unsere Dachmarke gilt für ganz Franken und kostet nichts, und hat sich seit Jahrhunderten bewährt.