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32. Frankens berühmte Söhne

Sonntag, 28. März 2010 | Autor:

Frankenlied

 


 

Von Joachim Gehrig,
Fränkischer Bund e. V. ,Würzburger Land

In der Redewendung „frank und frei“, einen Brief „frankieren“, sprich freimachen, in der Währung der Schweiz oder auch im Ländernamen Frankreich haben sich überregionale Erinnerungen an sie erhalten, an die Franken.
Franken, das meint jene Sammlung germanischer Stämme die im 5. Jhrd. vom Rhein aus aufbrach, um gewissermaßen gewaltsam ein vereintes Europa zu gründen, das Frankenreich.

Bereits im 3. Jhrd. wurden die germanischen Stämme rechts des Rheins, also des damaligen Limes, von den Römern als „Franci“ bezeichnet. Was so viel wie „Freie“ bedeutet.

Während nun seit einem Jahrtausend Frankreich als westfränkische Hälfte für sich den Namen der Franken und ihres Reiches als Ganzes beansprucht, nennt sich in Deutschland bis heute ein Rest der östlichen Hälfte, nämlich der nördliche Teil Bayerns und Baden-Württembergs, heute noch Franken. Hier wird deutsche Geschichte allerorten lebendig. Von Franken aus zogen Kreuzritter ins Heilige Land.

Wie etwa der Nürnberger Martin Ketzel. Er war allerdings kein Kreuzritter mehr als er 1477 seine Heimatstadt verließ. Ihm ging es auch nicht um die Bekämpfung der „Ungläubigen“. Der brave Ritter Ketzel wollte lediglich vor Ort die Entfern-ungen aller Stationen, die vom Kreuzweg Christi überliefert sind, nach Schritten abmessen, damit er in Nürnberg einen genauen Kreuzweg nachbilden lassen konnte.

Aus dem Fränkischen kommen auch einige der bekanntesten Minnesänger des Mittelalters. In Würzburg etwa soll Walther von der Vogelweide begraben sein, der den Literaturwissenschaftlern als „größter deutscher Liederdichter des Mittelalters gilt“. In dem Gedenkstein aus dem Jahr 1930, im Lusamgärtlein, hinter dem Neumünster sind Mulden eingelassen die Vögel als Trink- u. Futterstellen dienen sollen. Denn „Frank und Frei“ fühlte sich dieser „Spielmann des Reiches“. Als erster unter den deutschen Dichtern griff er politische Themen auf und nahm Partei für König und Kaiser und gegen den Papst.

In gleichem Atemzuge zu nennen ist Wolfram v. Eschenbach und sein Parzifal-Epos. Neueren Erkenntnissen zufolge entstanden Teile des Werkes auf der Wildenburg im Odenwald unweit Amorbach. Der Sproß einer erstmals 1268 in Eschenbach, im heutigen Mittelfranken erwähnten Ritterfamilie prägte die Mittelalterliche Ritterepik in Deutschland. Neben vielen anderen, wie z. B. Hugo v. Trimberg, geboren in Wern bei Schweinfurt, Otto v. Botenlauben aus Bad Kissingen oder Konrad v. Würzburg, waren sie die Mitbegründer deutscher Literatur und mithin Vorgänger berühmter Literaten und Poeten späterer Zeiten.

Nicht zu vergessen ein Franke Namens „Regiomontanus“ mit bürgerlichem Namen Johannes Müller, geboren am 14. Juni 1436 in Königsberg in den Hassbergen. Der Mathematiker und Astronom schuf mit seinen Berechnungen erst die Basis für die Entdeckungsreisen berühmter Seefahrer wie Christoph Columbus, Magellan oder Vasco da Gama und stellte die damals führenden Lehrmeinungen italienischer Gelehrter ad absurdum. Er hing an seiner Heimatstadt, denn er nannte sich schon früh nach ihr Johann von Küngsperg oder in lateinischer Übersetzung, was der Mode der Zeit entsprach, Regio Montanus. In Italien gab er sich zeitweilig auch die Namen Johannes Francus oder Johannes Germanicus.

Martin Behaim geboren am 6. Oktober 1459 in Nürnberg, Spross einer angesehenen Fernhandelsfamilie, der führende Kosmograph seiner Zeit und wohl bedeutendste deutsche Seefahrer aller Zeiten. Als er während einer Schiffsreise von Antwerpen nach Lissabon sah, mit welchen Messungen die Niederländer und Portugiesen ihre Schiffe lenkten, erschien ihm dies äußerst primitiv und rück-ständig. Standortbestimmungen des Schiffes waren bis dahin nur in Küstennähe möglich. Er konnte es wahrscheinlich gar nicht fassen, dass die führenden See-fahrernationen weder den Jakobsstab noch Astrolabien und Ephemeriden kannten. Dabei muss ihm klar geworden sein, welche Möglichkeiten sich für diese Staaten ergäben, wenn er ihnen seine Kenntnisse aus der Gelehrtenstube des Regiomontanus zur Verfügung stellte. Die Ergebnisse sind bekannt!

„Damit der gemein Mann nit betrogen werd!“ Adam Riese, geboren 1492 im fränkischen Staffelstein. Ihm verdanken wir unter anderem das was wir heute bürgerliches Rechnen nennen. Adam Riese, im Übergang vom Mittelalter in die Neuzeit, trug durch sein revolutionäres „Zahlenzauberwerk“ wesentlich dazu bei, dass die Entwicklung des wissenschaftlichen Fortschritts unumkehrbar wurde. In Erinnerung an ihren großen Sohn feierte die Stadt Staffelstein den Beginn des neuen Jahrtausends –richtigerweise- erst zu Beginn des Jahres 2001.

Tilman Riemenschneider, war kein gebürtiger Franke, hatte jedoch seinen Lebensmittelpunkt in Würzburg. Er ist also Franke geworden! Er ist einer der ersten Künstler überhaupt die, nach dem Untergang der Antike, der Materie Holz wieder den lebensechten Ausdruck von Trauer oder Freude verleihen konnten. Seine Bildnisse sind noch heute weit über die Region hinaus und in aller Welt zu bestaunen. Im Bauernkrieg von 1525 der ganz Franken und Schwaben, das Elsass und Thüringen ergriff stellte er sich, als Altbürgermeister von Würzburg, auf die Seite der aufständischen Bauern. Ein Engagement, dass ihm der Fürstbischof und Herzog zu Franken, Konrad II. von Thüngen übel nahm. Nach 1525 sind keine herausragenden Werke Riemenschneiders mehr nachweisbar. Es heißt man ließ ihm die Hände brechen. Wahrscheinlicher aber ist, dass er von der Herrschaft -zur Strafe- keine Aufträge mehr bekam.

Caspar Schott S.J., auch Gaspar Schott (* 5. Februar 1608 in Königshofen; † 22. Mai 1666 in Würzburg) war ein wissenschaftlicher Autor und Pädagoge der Barockzeit. Schott besuchte das Würzburger Jesuitengymnasium und trat 1627 selbst dem Orden bei. Bei seinen Studien in Würzburg lernte er Athanasius Kircher kennen. 1631 flohen die Jesuiten vor den nahenden schwedischen Truppen. Schott wurde vom Orden nach Palermo geschickt, um seine Studien abzuschließen. Er blieb 20 Jahre in Sizilien als Lehrer für Mathematik, Philosophie, Moraltheologie an der Jesuitenschule in Palermo. 1652 sandte ihn der Orden nach Rom als Unterstützung für die wissenschaftlichen Arbeiten Kirchers. Er entschloss sich, Kirchers Arbeiten zu publizieren. 1655 kehrte er als Professor ans Würzburger Gymnasium zurück, wo er zeitlebens Mathematik und Physik unterrichtete. Er war Hofmathematker und Beichtvater des Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn.

Franz Daniel Pastorius, geb. am 26. September 1651 in Sommerhausen a. Main gründete die erste deutsche Siedlung in Nordamerika, in der britischen Kolonie Pennsylvania, und nannte sie Germantown. Nebenbei war er einer der aller ersten Verfechter der menschlichen Freiheit und Gleichheit er griff der späteren Sklavenbefreiung in Nordamerika und der französischen Revolution weit voraus.

Last but not least, Balthasar Neumann, geboren 1687 in Eger, gestorben 1753 in Würzburg. Er kam als junger Bronzegießergeselle nach Würzburg. Das gute Schicksal wollte es, dass er eine Würzburgerin heiratete und mit ihr, in dieser Stadt, seine Familie gründete. Hätte es ihn nicht gegeben – wir stünden heute an dieser Stelle vielleicht im Freien. Blickten wir aus dem Fenster würden wir möglicherweise an dem Platz, an dem sich die fürstbischöfliche Residenz majestätisch erhebt, nur einen Parkplatz sehen? Wir wissen es nicht! Was wir aber wissen ist, dass sich die Bauten dieses begnadeten Baumeisters wie eine Perlenkette durchs Frankenland bis ins Rheinland ziehen. Schon nicht mehr ganz jung stand der berühmte Wahlfranke als Stückjunker der fränkischen Kreisartillerie -im Türkenkrieg von 1719- vor Belgrad. Von Prinz Eugen im Feldlager nach seiner Herkunft befragt, wies Neumann auf seinen Geburtsort Eger. Also ist er ein „Böhm“ erwiderte der Savoyer. „Nein, ein Frank!“ gab Neumann zur Antwort. Seine militärische Karriere beendete Balthasar Neumann als Obrist der Fränkischen Kreisartillerie. Aber auch als Festungsbaumeister war er ein gefragter Mann, so baute er unter anderem die Festung Würzburg und die Festung Ehrenbreitstein -hoch über Koblenz gelegen- nach damaligen modernsten Gesichtspunkten aus.
Balthasar Neumann kann mit all seinen Genies, sei es als Stückgießer, als Soldat, Festungs- und Schlossbaumeister, ohne zu übertreiben als Universalgenie seiner Zeit bezeichnet werden.

Die Reihe der großen Franken ließe sich, mit dem Humanisten Ullrich von Hutten aus Birkenfeld in den Haßbergen, den großen Söhnen Karlstadts, wie dem Chemiker Rudolf Glauber, Erfinder des Glaubersalzes, dem Mathematiker Johann Schöner, Andreas Bodenstein alias Dr. Carlstadt, Reformator und zeitweise enger vertrauter Luthers, den Gebrüdern Cranach aus Kronach, den Nürnbergern Veit Stoß, Albrecht Dürer und Peter Henlein, dem Erfinder der Taschenuhr, oder dem Maler Matthias Grünewald, genannt „Meister des Schreckens“, noch eine ganze Weile fortführen.

Doch möchte ich mich jetzt in die Zeit nach der Säkularisation begeben. In eine Zeit in der fränkische Leistungen gerne von Bayern vereinnahmt werden.

Jean Paul, Dichter und Romancier, mit bürgerlichem Namen Fritz Richter, geb. am 12. März 1763 in Wunsiedel. „Ich bin gern in dir geboren, kleine, aber gute, lichte Stadt! Städtchen am langen hohen Gebirge, dessen Gipfel wie Adlerhäupter auf uns hernieder sehen“ waren Altersworte des Dichters.

„Ihr Deutschen von dem Fluthenbett des Rheines, bis wo die Elbe sich in´s Nordmeer gießet, Die ihr vordem ein Volk ein großes hießet, Was habt ihr denn, um noch zu heißen eines“. Diese Zeilen stammen von keinem geringeren als Friedrich Rückert, geboren am 16. Mai 1788 in Schweinfurt, draufgängerischer Dichter für das verloren gegangene nationale Bewusstsein der Deutschen, Romantiker und Orientalist. Am Ende seines Lebens beherrschte er neben syrisch noch, sage und schreibe, 43 andere Sprachen.

Wer von Ihnen trägt heute Blue Jeans? Ohne Levi (Löb) Strauß, geb. am 26.Februar 1829 im fränkischen Buttenheim müsste er vielleicht in Unterhosen dasitzen. Der Sohn eines jüdischen Schnittwarenhändlers wanderte um 1852 nach Amerika aus um dort mit Stoffen zu handeln. Die Erfolgstory der Bluejeans begann mit dem Goldrausch in Kalifornien als die Goldgräber stabile Hosen brauchten.

Wer denkt schon, wenn er Fahrrad fährt an Schweinfurt? Friedrich Fischer konnte als erster exakt runde Kugellager herstellen und revolutionierte die menschliche Fortbewegung.

Ludwig Erhard, geboren am 05.Februar 1897 in Fürth. Von seinen Landsleuten „Volkskanzler“, im Ausland Mr. Wirtschaftswunder genannt. Er war deutscher Wirtschaftsminister und Begründer der „sozialen Marktwirtschaft“.

Der Physiker und Nobelpreisträger von 1932, Werner Heisenberg, geboren am 05. Dezember 1901 in Gramschatz bei Würzburg. Mitbegründer der Quantenmechanik und Schöpfer der Heisenberg´schen Unschärferelation.

Henry Kissinger, amerik. Außenminister aus Fürth, der als Jude seine fränkische Heimat verlassen musste um der Verfolgung durch die Nazis zu entgehen, Grete Schickedanz ebenfalls aus Fürth, Begründerin eines der größten Versandhäuser Europas, Alois Alzheimer, Psychiater und Neurologe, Erforscher der gleichnamigen Alterskrankheit aus Marktbreit, Ernst und Willy Sachs die Industriellen aus Schweinfurt, Erfinder der Fahrradnabe mit Freilauf und Rücktrittbremse und Gunter Sachs, bekannter Playboy und Jetsetter der 60er Jahre, schließen die Liste bekannter und berühmter Franken der Neuzeit bei weitem nicht ab.

An dieser Stelle alle, über unsere Grenzen hinaus bemerkenswerte Franken, aufzuzählen würde den hiesigen Rahmen erheblich sprengen!
Weiterführende Literatur ist im Buchhandel erhältlich.

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31. Geschichte Frankens Teil 2 Säkularisation

Samstag, 27. März 2010 | Autor:

Frankenlied


 

 

Bamberg_Kaiserdom elsa pixelio.de

Die Säkularisation des Hochstifts Bamberg

Die Säkularisation des Hochstifts Bamberg 1802/1803 (Quelle: Renate Baumgärtel-Fleischmann (Hrsg.), Bamberg wird bayerisch, Bamberg 2003) Zusammengestellt von Friedrich Dörfler Scheßlitz / Peulendorf. Eintrag in der Sterbematrikel der Pfarrei St. Heinrich und St. Kunigunde Burgkunstadt um den 25. November 1803:

„Halte ein, Wanderer! Weinend und klagend betrauert ganz Deutschland den Abschluss des Friedens. Am 23.November 1802 starb nach einjährigem Todeskampf, vom Schlagfluss gerührt, das Fürstentum Bamberg unter seinem Fürstbischof Christoph Franz von Buseck. Totengräber war der bayerische Gesandte von Asbeck. Das gleich Los erlitten alle deutschen Mitrenträger – den von Mainz ausgenommen, den man noch weiter dahinsiechen ließ. So vergeht die Herrlichkeit der Welt“. N. Nieser.

In einem in Amberg abgesandten Schreiben vom 22. August 1802 (vor der Besetzung des Hochstifts Bamberg durch Bayern) an das Churfürstliche geheime Ministerialdepartement der
Auswärtigen Angelegenheiten in München heißt es, „daß auch in diesem Lande (Bamberg) die Kirchenschätze beträchtlich seyen.“ Sie sollten zur Vermehrung der bayerischen Staatseinkünfte dienen. Bald darauf war es soweit.

Die Säkularisation des Klosters Michelsberg

Offizielle Machtübernahme am 29. November 1802 durch das Kurfürstentum Bayern.
Durchführung des Keller- und Bodensturzes = genaue Aufnahme der Wein- und Getreidevorräte. Sie registrierten:

46 Fuder und 7 Eimer Wein (ein Eimer = 90 Liter)

Auf dem Getreideboden befanden sich:

155 Simmer Weizen
626 Simmer Korn
752 Simmer Hafer

Fuder = ca. 10 hl. Alte Maßeinheit. U.a. wurde damit eine “Fuhre” (ungefähr eine Wagenladung eines zweispännigen Gefährts (von 2 Pferden gezogenen)) bezeichnet.

All dies geschah noch vor der rechtlich gestatteten Inkrafttretung des Reichs-deputationshauptschlusses. Noch im Dezember 1802 war eine Bestandsaufnahme anzufertigen. In 14 Verzeichnissen oder Tabellen hatte das Kloster seinen Personalstand, seine Besitzverhältnisse, seine Stiftungen, die Ein- und Ausgaben, seinen Passiv- und Aktivkapitalstand, den Bestand der Bibliothek und der Gemäldesammlung und vieles mehr darzustellen. Ende März kam ein Kommissär um die Vorgänge zu beschleunigen.

Die großen michelsbergischen Wälder in der Umgebung Bambergs, vor allem der sogenannten Eichwald (= Michelsberger Wald) und der Weipelsdorfer-, Dörfleinser- und Oberhaider-Wald wurden dem kurfürstlichen Forstamt in Bamberg übergeben.

Ergebnis der Versteigerungen der Mobilien 1803:

34 Einzelposten:

Verkauf des Weins, der Weinfässer, der Pferde, der Kutschen, samt Geschirr, des Rindviehs, der Schweine, von Heu, Stroh, Kartoffeln, Orangenbäumen, Zinn (mit Kirchenzinn), Gläsern, Krügen, Spiegeln, Uhren, Porzellan, Musikalien und anderem. Die sehr zahlreichen Gemälde werden zum Teil billigst verkauft oder gar unentgeltlich an das Universitätshaus abgegeben. Die Musikinstrumente und -noten werden ebenfalls versteigert ebenso wie die überaus zahlreichen Paramente. Am Ende der ersten Versteigerungswelle im Juli 1803 werden knapp 25.200 fl. rh. an die geistliche Zentralkasse übergeben, davon allein 12.881 fl. rh. aus dem Weinverkauf.

Alles Gold und Silber aus Kirchenbesitz ist nach Weisung des Kurfürsten zu sammeln und nach München zu schicken. Es wurde in die Schatzkammer des Domes gebracht, dort aufgelistet, gewogen und geschätzt. Um die Edelmetalle möglichst rein nach München zu bringen, mußten die Gegenstände gebrochen und alle Holz- und Eisenteile und andere Metallteile von den Kunst- und Kulturgütern abgeschlagen werden. Sie wurden in 16 Kisten verpackt zum Abtransport bereitgestellt, der jedoch wegen einer Versteigerung in Bamberg nicht erfolgte.

Das meiste Michelsberger Silber befand sich in Kiste VIII, darunter auch der sogenannte Fundationsstab des hl. Otto. Kultgegenstände des Klosters aus Gold befanden sich in Kiste I. Aus der Auflistung kann ersehen werden, wie mit den Gegenständen umgegangen wurde. So befand sich in Kiste I ein goldenes Kreuz, dessen silberne Fassung abgetrennt und in Kiste XVI gesteckt hatte. Weiter wird eine goldene Luna genannt, die man von einer silbernen Monstranz entfernt hatte, die in Kiste II lag. Von einer Mitra hatte man mehr als 10 Lot Perlen abgenommen, dazu besondere Steine, sowie deren Fassungen.

Zur selben Zeit traf im Kloster das von Kurfürst Max IV. Joseph und dem von Minister Montgelas unterzeichnete Aufhebungsdekret vom 13.Juli 1803 ein. Es beginnt mit der Feststellung, daß das Vermögen des Klosters Michelsberg von nun an als zum fürstlichen Kammergut gehörend betrachtet wird und als solches verwaltet wird. In dem Dekret des Kurfürsten wird wiederholt, daß Mobilien und Immobilien, Kostbarkeiten wie Silber, Grundstücke, Gebäude u.a. auf dem Weg der Versteigerung meistbietend zu verkaufen sind und daß bei laufenden Pachtverträgen deren Ende abzuwarten ist.

Kloster Banz und die Säkularisation

Am 30. November 1802, einen Tag nach dem Übergang Bambergs an das Kurfürstentum Bayern, zogen die Kommissare in drei Wellen in Banz ein.

Vereidigung des Abtes auf den neuen Landesherren.

Erstellung des Kassenstandes, Beschlagnahmung der vorhandenen Kassen, Versiegelung des Klosterarchivs, Sichtung der Wertgegenstände, Beschlagnahme der besonderen Stücke, darunter auch die Versiegelung der Weinfässer. Auslieferung eines Verzeichnisses der vorhandenen Sammlungen und der Bibliothek sowie des Naturalienkabinetts.

Verbot etwas zu veräußern

9. April Sonderkommission hebt die Selbstverwaltung des Klosters auf.

5. Mai Verkündigung der bevorstehenden Auflösung des Klosters. Anfang Mai begann der Ausverkauf. In Versteigerungen wurde so ziemlich alles, Bewegliches und Unbewegliches, verkauft. Die Mönche mußten der Zerschlagung ihres Klosters beiwohnen.

25. Juli Beendigung der Klosterökonomie. Pater Ildephons schreibt: Das Kloster glich einer Krambude oder dem Tempel im Evangelium.
Die Gegenstände kamen vor Ort unter den Hammer, oder wurden verpackt und abtransportiert. Was alles versteigert wurde, entzieht sich der Kenntnis. Auch keine Angaben über den Erlös.

Notiz über den Verkauf Banzischer Mobilien vom 19. Juni 1803, über 7000 fl. rh. an die Churfürstliche Central Kasse eingeschickt.

Die beweglichen Gegenstände der Amtshöfe : Buch am Forst und Gleusdorf wurden entweder am Ort versteigert oder nach Banz gebracht und dort versteigert. Die Auktionen zogen sich über einen langen Zeitraum hin. Dem Abt wurden bei seiner Pensionierung zwei Kutschen zugesagt. Als Entschädigung bekam er statt der zwei Kutschen 120 Simmer Hafer

Kirchenschäden: Was nicht für den Gottesdienst nötig war, wurde verkauft, z.B. zwei von den drei vorhandenen Orgeln.
Eine der letzten Aktionen im Zuge der Liquidierung von Sachwerten, war die Zerschlagung der zwei größten Glocken. Alle Bemühungen konnten den Verkauf nicht verhindern. Am 24.2.18o7 wurden die beiden Glocken zerschlagen und abtransportiert. Käufer war ein Frankfurter Handelsbürger.

Verkauf von Realitäten: Auch die Grundstücke wurden verkauft, Höfe, Felder und Wiesen.

Aufzeichnungen vom 8.August 1803: 8 Höfe, 20 Pachthöfe, 815 ½ Morgen Felder, 614 Wiesen, 17 Teiche, 6 Fischwasser, 5 Schäfereien, 9 M Weinberge, 2 Steinbrüche, 3 Thon-Gruben, 3440 als Waldungen.

Der Großteil der Klostergebäude und die Waldungen blieben zunächst von einer Versteigerung verschont.

Gewinn des Staates: ist nicht nachzuvollziehen, da es keine Endabrechnung gibt. Im Vorfeld war das Vermögen der Abtei eingeschätzt worden. Schatt schreibt, daß Schneidawind dieses angegeben hatte mit nur drey Prozent angeschlagen, eine Million sechs mal hundert und drey und sechzig tausend Gulden. Die Totaleinnahmen des Klosters hatte er in seinem Vertrag mit jährlich 58.452 fl. 31 13/16 Xr berechnet. Dem Kurfürsten würde ein Reinertrag von :

32.118 fl. 44/8o Xr. Pro Jahr bleiben …..

Die Höhe der Erträge muß in jedem Fall sehr beachtlich gewesen sein. Die Berechnung von Schneidawind ist ein Beweis, wie kapitalkräftig das Kloster gewesen ist und welche Wirtschaftskraft es besessen hat.

Was außer der Versteigerung verblieb:

Besonders wertvolle Gegenstände wurden eingeschickt und wurden einer anderen Bestimmung zugeführt. Am 6.Mai 1803 wurden mit dem Münzkabinett und den Geldern aus der Abteikasse die 5 wertvollsten Posten: eine Monstranz, ein Kelch, 2 Messkännchen, dazugehörige Teller und ein vergoldetes Kreuz nach Bamberg eingesandt. Die Monstranz, der Stolz des Klosters: ungefähr zwey Schuh hoch, ganz mit getriebener Arbeit, durchaus mit Schmarachten, Diamanten und arabischen Steinen nebst daran befindlichen großen Trauben mit einem darauf befindlichen Kreuz und dem Auge Gottes mit Diamanten nach Angabe von Werthe zu 4o.ooo fl. Dem Gewicht nach gegen 8 Pfund oder etwas darüber geschätzt. Dieses Prachtstück wurde Ende August in Bamberg versteigert, zusammen mit den übrigen Schätzen. Das Abbleiben unbekannt. Das Naturalienkabinett kam nach Bamberg, wurde auch mit dem Langheimer dort vereinigt. Die physikalischen Geräte wurden mit den Langheimern zusammen ins Lyzeum gebracht. 2 große Globen – ein Himmel- und ein Erdglobus – kamen ebenso nach Bamberg (einer wurde unterwegs durch Hagel zerstört).

Die Münzsammlung:

1.004 Stück aus Gold, 56 Silberne vergoldet, 1.585 Stück aus Metall, wurden nach München gebracht, heute beträchtlicher Teil der staatlichen Münzsammlung.

Bibliothek:

Von vielen Gelehrten gerühmt. Um die Jahrhundertwende:

18.000 – 19.000 Bücher, 8.047 Titel, worunter sich nur 34 Codices Manuscripti befanden. Sie wurden verpackt nach Bamberg gebracht, wo sie in die Kurfürstliche Bibliothek kommen sollten. Unklar ist wie viele dort angekommen sind.. Die Bibliotheksschränke und das Banzer Chorgestühl mit reichen Einlegearbeiten verziert und mit vergoldeten und bronzenen Schmuckwerk versehen, kamen in die Kurfürstliche Bibliothek. Als zu groß für die Räume, standen sie in den Gängen und wurden vermutlich herrenlos nach und nach gestohlen.

Brief vom 26. April 1803 an die Kurfürstliche Spezialkommission:
Das Kloster ist schuldenfrei, nennt einen Kirchenschatz im Werte von 200.000 fl. Sein Eigen, einen geringen Personalstand habe, der Pensionsansprüche erheben könne und daß die Felder Wiesen und Höfe gute Summen abwerfen würden. Der Abt: daß wohl kein Kloster in Franken besser dastehe und dies vom Kurfürsten bei der Bewilligung der Pensionen berücksichtigt werden solle.

Das Ende des Klosters Langheim

Im Säkularisationsjahr stand das Kloster Langheim innerlich gefestigt da, äußerlich jedoch in einem teilweise desolaten Zustend.
Ein Großbrand zerstörte vom 6. Auf 7. Mai 1802 die Klausurbauten. Die größere Bibliothek mit etwa 15.000 Bänden verbrannte. Die untere Bibliothek mit 6.265 Büchern wurde gerettet. Langheim hatte unter den Prälatenklöstern des Hochstifts den größten Besitz.

In Form der Erbzinsleihe hatte Langheim rund 1.700 Höfe, Mühlen und Tropfhäuser vergeben Dazu 16.893 Tagwerk Feld, 3.553 Morgen Gärten und Wiesen, 4.95o Acker Wald, 3o Tagwerk Fischteiche; all das verteilte sich auf ca. 230 Ortschaften. 3.421 Haushalte waren dem Kloster Zinspflichtig. Hinzu kamen die 34 Höfe, 4 Mühlen, 3 Ziegeleien, 4 Brauereien, 6 Schäfereien, 27 Häuser und die umfangreichen Flächen, die Langheim in Eigenregie durch Lohn- und Fronarbeiter, oder durch Pächter bewirtschaftete: 2.322 Tagwerk Feld, 5.437 Morgen Wald, 1.542 Wiesen, ferner Hutweiden, Teiche, Hopfengärten. In 20 Ortschaften standen große Scheunen , um den Ertrag der Eigenwirtschaft, Zehnten und den Ertrag und die Abgaben der Zinspflichtigen aufzunehmen.

Im April 1803 ermittelte die Landesdirektion Bamberg die Einkünfte des Klosters. Demnach erbrachten die grundherrlichen Abgaben in zehnjährlichem Durchschnitt 39.226 Gulden, 10 1/8 Kreuzer, wobei auf die Außenämter Kulmbach, Tambach, Scheßlitz, Giechkröttenbach und Haßfurt nur rund ein Drittel entfiel. Die bei weitem größte Verwaltungseinheit bildete das Amt Langheim. Den Einnahmen standen 14.214 Gulden, 38 ¼ Kreuzer an Ausgaben gegenüber.

Durch seine Eigenwirtschaft erzielte Langheim weit mehr, als die Grundherrschaften, nämlich 59.928 Gulden 29 ½ Kreuzer. Das gegen Zins verliehene Kapital des Klosters wurde mit 88.946 Gulden 37 Kreuzer beziffert, was jährlich 4.202 Gulden 39 5/8 Kreuzer an Zinsen einbrachte. Alles zusammen-genommen ergab sich so ein durchschnittliches Jahreseinkommen von 103.357 Gulden 18 ¼ Kreuzer (dieser Betrag werde sich in der Zeitfolge ungleich mehr vergrößern). Der Mittelwert bei den Ausgaben betrug 95.749 Gulden 36 ¼ Kreuzer. Der jährliche Überschuß folglich 7.607 Gulden 42 ½ Kreuzer.

Am 24.Juni 1803 Aufhebung des Klosters:

Bibliothek: Die untere Bibliothek hatte den Klosterbrand überstanden. Sie wurde 1803 nach Bamberg verbracht und wie die Bibliotheken der anderen Klöster in der Nagelkapelle des Domes gelagert. Nach Banz bildeten die Bücher von Langheim die zweitgrößte Gruppe. Die Naturaliensammlung wurde dem Kurfürstlichen Natu-ralienkabinett eingegliedert. Die namhafte Sammlung von Banz bildete zusammen mit den Stücken der aufgehobenen Universität Bamberg den Grundstock für diese neue Einrichtung. Bedeutsamer war die Sammlung physikalischer Instrumente, sie wurde der Universität zugefügt. Die in den aufgelösten Klöstern vorhandenen altdeutschen Gemälde, Bände mit alten Kupferstichen, Holzschnitten und Zeichnungen wurden gesammelt:

Aus Langheim 21 Bilder, die meisten wurden versteigert. Die physikalischen Instrumente gelangten ins Lyceum. Am 25. April 1803 Versteigerungskommission in Langheim. Zwischen dem 17. Und 26. Mai an meistbietende: Vieh, Kutschen, Möbel, Wein, Bier, Handwerkzeuge gegen Barzahlung

18.7. bis 18.8.1803 weitere Versteigerungen.

Langheim soll in ein Dorf umgeformt werden: aus den Äckern und Wiesen rund um das Kloster, Bildung von 9 Gutshöfen. Als Bauernhöfe sollten Beamtenhäuser südlich und nördlich des Klosters dienen, ebenso der Ökonomiehof und das Schlachthaus innerhalb des Klosters. Im Juni 1803 Verkauf des Brauhauses, der Ochsenmühle, der Schmiede, der Schreinerei und Wagnerei, das Backhaus, die Wassermühle, alles inklusive der Einrichtung. Den Konventsbau verkaufte das Lichtenfelser Rentamt 1811, nachdem es ihn in 5 Abteilungen parzelliert hatte, als Wohnungen. Klostergebäude wurden z.T. abgerissen. 18o3 einen um 1735 fertiggestellten Repräsentationsbau, 1804 die Klosterkirche. 1826 Abtragung eines großen Teiles der alten Abtei, ein Teil des Konventshauses, einige Fensterachsen des Sekretariats. In den Folgejahren verschwanden: die Klostermauer, die 2 Tore, die Orangerie, nach 1857 30 bis 40 Türen und Fenster. Einrichtungen der Abtsräume gehörten Großteils dem Kloster und fielen damit an den Staat.

Versteigerungen im Kloster vom 17. Bis 26. Mai 1803 gegen Höchstgebot und Barzahlung:

17.5. Horn-Vieh: Ochsen, Kühe, Kälber und Schweine

18.5. Pferde, Chaisen, Sättel und Pferdegeschirr

18.5. Versteigerung der 10 Chaisen und 5 Schlitten, zusammen 470 Gulden 50 Kreuzer rh.

20.5. Spiegel, Uhren, Bilder, Sessel, verschiedene Schreinerey an Tischen, Komods, Tresure

23.5. Wein, Bier und Fässer

24.5. Porzellain, Zinn, Kupfer, Messing und Glockenspeiße

26.5. verschiedene Handwerkzeuge für Schreiner, Schlosser, Schmiede und Wagner

Ablieferung des Langheimer Geldvorrats:

5 Mai 1803: 3 Kisten voller Münzrollen an die geistliche Zentralkasse = 24.000 Gulden rh.In dieser Zeit bestand die Abtei noch.

Wie in einem Brief angekündigt wurde, machte dieser Geldtransport nur den Anfang: “Sobald das Silber von Tambach, 14 Heiligen, Kröttendorf, Trieb in Langheim angelangt ist, wird dies mit den vorzüglichen Kirchenornamenten und den Kapitalurkunden (d.h. den SchuldScheinen der Kreditnehmer) eingeschickt“.

Der Ausverkauf der Zisterne Langheim hat begonnen.

Folgen der Aufhebung:

Joachim Heinrich Jaeck entwarf 1826 ein düsteres Bild von den Säkularisationsfolgen in und um Langheim: Von den einst allseitigen, vortrefflichen Chauseen ist keine Spur mehr zu sehen, die Teiche sind ausgetrocknet, das um diese flatternde, zahlreiche Federvieh verschwunden, die durch vielfache Früchte einst prangenden Felder und Wiesen bieten jetzt nur ein fahles Aussehen gegen die goldene Vorzeit dar, und die meisten einst blos zum Frohn-, Tagelöhners- und Handwerksdienste bestimmten Bewohner der um das Kloster zunächst Dorfgenossen von Mistenfeld, Roht, Kröttendorf und Oberlangheim erscheinen so verkümmert, als müßten sie mit den zahlreichen durchziehenden Bettlern und Landsträunern gemeinsame Sache machen. So übertrieben dieses viel zitierte Urteil klingt, es wird im Wesentlichen durch amtliche Quellen bestätigt. In den Dörfern um Langheim, für die mit der Abtei der wesentliche Arbeitgeber zugrunde ging, kehrte für Jahrzehnte Not ein. Über Oberlangheim etwa, wo Arbeiter für die klösterlichen Baumaßnahmen und Tagelöhner für die langheimische Landwirtschaft gelebt und ihr Auskommen gefunden hatten, schrieb 1851 der Uetzinger Pfarrer und der Gemeindevorsteher:
„Daßdie Gemeinde Oberlangheim eine der ärmsten und bedürftigsten des Landgerichtsbezirkes Lichtenfels ist und seit der Aufhebung des Klosters Langheim, wo die Bewohner von Oberlangheim Arbeit und Brod fanden, jährlich mit konskribirten Armen überlastet ist, ist bekannt.“

Die Klöster der Bettelorden in Bamberg

Im Jahre 1223 kamen die Franziskaner (Barfüßer) nach Bamberg .1313 Niederlassung an der Schranne. Ende des 14. Jh. bauten sie dort St. Anna als dreischiffige, langgezogene Basilika mit Strebepfeilern, Seitenschiffe vermutlich gewölbt, niedriger Obergaden im Mittelschiff, flache Holzdecke, 1374 neuer Chor).

1279 Karmeliten (Frauenbrüder). 1589 Übernahme des Klosters St. Theodor am Kaulberg

1310 Dominikaner (Prediger) im Sand. Im 15. Jh. Kirche und Kloster neu gebaut.
Alle drei wurden durch die Säkularisation aufgehoben. Das 1806 aufgehobene Franziskaner-Kloster wird Amtsgebäude. Die Kirche (mit dem berühmten „Bamberger Altar“)wird 1811 abgebrochen .

1341 Klarissen am Zinkenwörth (heute Schillerplatz).Das Kloster bestand bis 1803.

1355 Dominikanerinnen zum Hl. Grab gestiftet. Es wurde aufgehoben und 1806 von der letzten Nonne geräumt. Die Gebäude wurden 1874 weitgehend abgebrochen, die Kirche blieb jedoch erhalten, ebenso wie das Beichtvaterhäuschen. Seit 1926 neuer Konvent.

1619 kam der Kapuzinerorden nach Bamberg Sie bauten auf dem Gebiet des heutigen Claviusgymnasiums und der Martinsschule Kirche und Kloster.1879 wurden Kirche und Kloster abgerissen.

Bestandsaufnahme der Bamberger Glocken

1777 werden die 90 Glocken der Bamberger Kirchen und Kapellen in Word und Bild festgehalten in einem Lusus Campanularum

Verzeichnis der Glocken der aufgelösten Klöster und Stifte:

Um eine Übersicht über die Glocken der aufgelösten Stifte und Klöster zu gewinnen, ließ der Landeskommissar die Glocken vom Dom und St. Michael, der Stephanskirche, St. Jakob, der Franziskanerkirche beschreiben nach Größe, Dichte, Metallgehalt, Gewicht und Name aufzeichnen. Die nicht verkauften von Dom und St. Stephan wurden in der Liste gekennzeichnet.

1807 wurden aus dem Dom verkauft: die Kapitelsglocke, die Vigil- und die Katecheseglockesowie die Johannes und die Pemperlesglocke, von St. Stephan. Die Obere Pfarre tauschte ihre Annenglocke gegen die Kunigundenglocke aus St. Stephan ein. St. Michael behielt seine Glocken.

Glockenversteigerung 24.9.1805:

Die Kurfürstliche Versteigerungskommission ließ alle entbehrlichen Glocken versteigern.

Am 7.2.1806 neuer Termin: angegeben nur das Gewicht der Glocken.

Michelsberg; 167 Zentner, St. Jakob 80 Zentner 60 Pfund, St. Stephan 61 Zentner 30 Pfund,
St. Jakob 80 Zentner, Dom 32 Zentner, Heilig Grab 1 Zentner 80 Pfund, Karmeliten 23 Zentner 90 Pfund, Provinzial-Bauamt 3 Zentner 11 Pfund, Banz 106 Zentner 56 Pfund, 14- Heiligen 74 Zentner 75 Pfund
Einnahme: 6.580 fl.39 5/8 Jr.

Die Säkularisation der Klosterausstattungen:

Das Kollegiatsstift St. Stephan: Die Kirchengerätschaften mit denen aus der Johanneskapelle für 1.630 fl. 37 ½ Kronen verkauft (Aufzählung…)

Kollegiatsstift St. Jakob 1.6.1803 aufgehoben: Die Küchengerätschaften für insgesamt 1.067 fl.2o 1/4 Kr. versteigert, am 22..5. 1805.(Aufzählung….).
9 ausgewählte Gemälde wurden nicht versteigert, sondern ihre Maße wurden an den Generaldirektor Mannlich in München geschickt. 2 große Bilder „Bamberger Dom“ und „Dom von Speier“, Tafelbild Geburt Christi, Anbetung der 3 Könige, Flucht nach Ägypten, Heimsuchung, Krönung Mariä, Himmelfahrt Mariä, Maria auf der Stiege.

Bildhauerarbeiten versteigert: Pastor bonus, Johannes Evangelist, Mariä Empfängnis, Christus im Grab mit Gruft und Sarg, 3 große Kruzifixbilder, 13 andere Kruzifixe, 4 Engel, Lamm Gottes.

Aus dem Kapitelhaus: 6 verschiedene alte Porträts und Bilder, eines ober der Kapitelstür und 3 alte Porträts.

1805 sollte St. Jakob versteigert werden. Am 2.10.1805 wurde sie Aufgrund der Eingaben an den Kurfürsten der Bürgerschaft mit den Glocken vom Michelsberg und Zubehör gegen 2.400 fl. überlassen.

Das Kollegiatsstift zu unserer Lieben Frau und St. Gangolf:

Nach Aufhebung des Klosterstifts dient die Kirche weiter dem Pfarrgottesdienst. Die Ausstattung blieb weitgehend unangetastet, außer dem Kirchensilber.

Das Benediktinerkloster St. Michael:

Die bewegliche Ausstattung aus Konvent und Kirche wurde abgeliefert oder vor Ort versteigert. Aus verkauften Artikeln des Klosters wurden 25.199 fl. 57 ½ Kr. gelöst.

Die Propstei St. Getreu: Aufzählung der reichen Ausstattung: versteigert

Das Franziskanerkloster zu unsrer lieben Frau und St. Anna:

Reiche Ausstattung. Aufzählung; 5 Tafelbilder heute im Bayer. Nationalmuseum !

Das Klarissenkloster St. Klara: Versteigerung von Kirchengut 3,414 fl. 16 Kr. rh.

Das Karmelitenkloster zu unserer Lieben Frau und St. Theodor:

Äußerst reiche Kirchenausstattung, reiche Gemäldesammlung heute z.T. im Nationalmuseum in München. Für Schätzung aller Gegenstände keine Zeit, wegen erfolgter Einquartierung französ. Truppen.

Das Dominikanerkloster zu unserer lieben Frau und St. Christoph: Viele Gemälde, reiche Kirchenausstattung.

Dominikanerinnen zu Hl. Grab: Das Kirchensilber wurde sofort eingezogen. Versteigerung aller Gegenstände

Das Kapuzinerkloster St. Heinrich und St. Kunigunde: Zunächst Aussterbekloster. Alle Gemälde mit den übrigen Mobilien versteigert oder an das Rentamt geliefert.

Die Säkularisierung der Stifts- und Klosterschätze

Die Anzahl der in den Stiften und Klöstern vorhandenen Silbergerätschaften war sehr unterschiedlich z.B. die Kelche:

Der Dom: 41 Kelche
Kloster Banz: 18 Kelche, einer war aus purem Gold
Bamberger Franziskaner: 17 Kelche
Dominikaner: 14 Kelche
Klarissen: 5 Kelche
Dominikaner: 2 Monstranzen, dazu 2 Monstränzlein
Langheimer Zisterzienzer: 1 große Monstranz (5 ½ kg) und eine kleine die 7 Mark und 12 Lot wog.
14 Heiligen: 2 Monstranzen (geh. zu Langheim)
Kapelle des Klosterhofs zu Kulmbach: 1 Monstranz

Andere Gerätschaften wie Meßkännchengarnituren, Ziborien, Leuchter und Ampeln in ausreichender Menge. Altargeräte aus purem Gold nur im Dom und Banz.

Im Dom: die Schatzstücke von Heinrich II., oder die man für Schenkungen hielt, sowie das große goldene Kreuz und ein Kelch mit Messkännchengarnitur.

Kloster Banz übertraf den Dom mit der Anzahl an goldenem Altargerät (wegen des hohen Wertes in der Abteikasse verwahrt).

Es waren: eine zweieinhalb Schuh (ca. 75 cm) hohe Monstranz (Goldgewicht 1.460 3/32 Gramm) (das Gold am Domkreuz nur 1.279 3/3 Gran). Besonders prächtig, mit getriebener Arbeit, durchaus mit Schmarachten, Diamanten, arabischen Steinen 8 Trauben, dem Auge Gottes, darauf stehendem Kreuz mit Diamanten, Wert: 40.ooo Gulden.

Ein mit Steinen und Emalie besetzter Kelch und eine Messkännchengarnitur

Umgang mit dem eingelieferten Silber:

Beschluß des Kurfürsten Max IV. Joseph: Das von den bambergischen Stiften und Klöstern eingelieferte Gold und Silber zum Vermünzen nach München zu bringen.
Alle bedeutenden Gegenstände waren am 23. Juni in Einzelteile zerlegt, die Edelsteine waren abgenommen.

Bericht eines Mönches: Das Zusammenschlagen der Monstranzen, Kelche, Leuchter, Cruzifixen geht unaufhörlich fort, alle Perlen und Edelsteine werden von Heiligtümern getrennt Am Heinrichs und Kunigundenfest .konnte man die Häupter nicht ausstellen, weil ihre Kostbaren Einfassungen und Zierden beraubt sind

Ein Reliquiar haben die Bamberger Bürger vor der Zerstörung bewahrt.: den Hl. Nagel, in seiner spätgotischen Fassung, sie bezahlten den Gegenwert für das Silber und die Edelsteine.

Das Edelmetall-Gewicht der eingelieferten Gegenstände:

Wert der Edelsteine und der Perlen des Bamberger Domkreuzes = 2.287 Gulden

Schätzpreis für den Inhalt der Kisten I und II = 14.380 fl..

Das Gesamtgewicht aller Gegenstände in den Kisten I-XVI betrug 4.812 Kronen an Gold und Silber und 3.991 Mark I Lot und I Quind Silber. Nach dem Schätzen wurde alles in 16 Holzkisten gepackt. Sie sollten nach Würzburg gebracht werden und mit dem Würzburger Silber nach München. Dies war aber schon in München und die Edelsteine längst veräußert. Der Markt in Würzburg und .München war gesättigt. Der Inhalt der 16 Kisten wurde in Bamberg versteigert. Am 31. August 1803 wurden dafür 101.338 fl. 15 Kr. rh. In die fürstliche Zentralbank einbezahlt. Eine verhältnismäßig kleine Summe. Nur der Materialwert, nicht der Kurswert wurde in Betracht gezogen.

Die nach München abgelieferten Objekte aus dem Domschatz:

Die kostbarsten Objekte aus dem Domschatz sind ausgesondert worden und im September 1803 in einer großen Kiste III mit dem Zusatz CMB (d.i. Capitulum maius, das Hohe Domkapitel Bamberg) an das Churfürstliche Geheime Ministerialdepartment nach München abgesandt. Bei der Königlich Preußischen Zollstation Baiersdorf wurden 3 Zentner Silber und Gold angegeben. Die Zollgebühren hatte die Bamberger Domkustorei zu zahlen.

In der Kiste die bedeutensten Objekte des Schatzes:

Vor allem die goldgestickten Gewänder, die man in Bamberg mit den Namen von Hch. II. und Kunigunde verband.

Das Bamberger Rationale = bischöflicher Schulterschmuck auf einer spätgotischen Glockenkasel

Weiter in der Kiste hervorragende Goldschmiedearbeiten wie das Heinrichs Portatile = durch Umschrift als Stiftung Hch. II. ausgewiesen.

Die Kopfreliquiare des Kaiserpaares, sowie 5 hochmittelalterliche Handschriftrn, die nicht wegen ihrer Miniaturen, sondern wegen ihrer goldenen, kostbaren z T. mit Edelsteinen und Perlen besetzten Einbände nach München gebracht wurden

Eine Altargarnitur, Anfang des 17. Jh., Geschenk des Herzogs von Modena, aus Gold gefertigt, mit Rubinen und Smaragden besetzt, mit 2 Leuchtern ebenso kostbar.

Ausgesucht hatte man goldene Gegenstände, die z.T., reichen Edelsteinschmuck trugen und in gutem Zustand waren.

Liturgische Geräte aus Gold waren nicht darunter, die hat es im Bamberger Dom gegeben. Man hat vor allem Wert auf Stiftungen Kaiser Hch. II. gelegt.

Vom Einband der Apokalypse wurde nur die große Achatplatte der Vorderseite des Einbandes abgesandt, das goldene Evangeliar heute in der Staatsbibliothek. Die Kronen des Kaiserpaares, das Heinrichs-Portatile, die Achatplatte, die Altargarnitur des Herzogs von Modena, seit 1803 in der Reichen Kapelle der Münchner Residenz.

Vier der hochmittelalterlichen Gewänder bis 1851 in München, darunter der Sternenmantel Hch.II.

Die Überreste der Bamberger Stifts- und Klosterschätze:

Die Silbergruppe des Hl. Georg zu Pferd fiel der Säkularisation zum Opfer. Die Ostensorien verloren ihren Gold, Silber und Edelsteinschmuck, 4 Reliquienbehälter ihrer Silberappliken beraubt. Der Kunigundenarm und sein Postament aus St. Stephan

Inhaltsverzeichnis der 16 Kisten:

Kiste I : Steine, Gold, Silber und andere Pretiosen

Kiste II: die von allen Institutionen angelieferten Monstranzen

Kiste.III:Das.Domkapitel.besaß.das.meiste Kirchensilber. Es wurde in die Kisten III-VII verpackt.

Kiste VIII-IX: Kloster Michelsberg folgte von der Bestandsmenge her dem Dom. Für sein Silber noch 2 Kisten benötigt (das Rattelsdorfer Tafelsilber eingeschlossen)

Kiste X: für das Silber der Karmelitenkirche

Kiste XI : Dominikaner eine Kiste

Kiste XV: Kloster Banz eine Kiste

Kiste XII: zusammen für die Bamberger und Forchheimer Franziskaner

Kiste XIV: Bamberger Klarenkloster und Kronacher Franziskaner zusammen 1 Kiste

Kiste XIII-XVI: Kirchensilber aus meheren Institutionen

Kiste XIII: Silber von den Stiften St. Stephan, St. Jakob und St. Gangolf sowie Kloster Heilig Grab und weiteres Silber von den Dominikanern

Kiste XVI: neben dem Langheimer Silber, Reste des Domschatzes und von St. Michael, von St. Stephan von Banz und von St. Klara

Kiste XVI: Objekte deren Absendung erst später in die Wege geleitet wurde.

Das Materialgewicht des Goldes bzw. des Silbers:

Kiste I – XVI: 4.812 Kronen Gold und 3.991 Mark ein Lot und 2 Quint Silber.

Kiste I : Wert der Pretiosen und der nicht zerlegten Monstranzen

In Kiste II : 14.380 Gulden

Erlös aus dem Gold-, Silber und Pretiosenverkauf:

Versteigerungserlös: 101.338 fl. 15 Xr. rheinisch.
Angesichts der Vielzahl der Objekte kein allzu großer Betrag. Nur zu Schätzpreisen versteigert..

Das Heinrichs-Portatile:

Ein Tragaltar Hch. II. eine kostbare Arbeit mit Gold, Edelsteinen und Perlen verziert. Die Stifterschrift umzieht einen großen Bergkristall, die das Portatile als Geschenk des Kaisers ausweist. Es wurde einige Male verändert, im 13 Jh. Durch Einsetzen des Bergkristalls. Ob der große Kreuzpartikel zu dieser Zeit noch in der kreuzförmigen Ausbuchtung lag, ist unbekannt. Auch der Reliquienbestand wurde verändert, z.B. vom Rost des Hl. Laurentius, oder die Sebastiansreliquie, dafür legte man andere hinein. 1726 neue Fassung für die Edelsteine und eine durchgreifende Restaurierung,

Perikopenbuch Hch. II.: (zum Weltkulturerbe erklärt)

Es gehörte zu des größten Schätzen des Domes mit 5 weiteren ottonischen Prachthandschriften.Wegen ihrer kostbaren, mit Edelsteinen und Perlen besetzten Einbände im Domschatz verwahrt. So kostbar, daß sie 1553 von der Brandschatzung des Markgrafen Albrecht Alci-biades von Brandenburg verschont wurde.1585 Reparatur durch einen Goldschmied. Bis dahin Aufbewahrung in einem mit Gold, Perlen u. Edelsteinen geschmückten Kasten. Jetzt mit einem Einband versehen mit Schmuckteilen des Buchkastens. 1726 erhielt es die heutige Form. Es wurde im August 1803 auseinandergenommen u. seine Einzelteile in Bamberg versteigert.

Das Gertrudenkreuz:

Dieses Kreuz gehört zu den Gegenständen des Bamberger Domschatzes, die 1803 auseinandergenommen wurden und damit als verloren gelten. In einem Schatzverzeichnis heißt es: Ein Creutz a 1 Schuhe , 4 Zoll lang u. a 11 Zoll breit, desßen oberer Theil von bestem Gold zu 165 ½ Cronen schwehr u. die hintere- u. Nebenseithen aber 2 Markt, 8 Loth, 1 Quint an Silber austragen, womit sich der Hl. Kayser Henricus mit der Hl. Cunigunde vermählet hat.

Eine Besonderheit: eine römische Geldmünze in das Kreuz eingelasen.: 2 ½ Cronen schwer, welche auf einer Seithen vorstellet die Brustbildnus des Kaysers Vespasiani, mit einem Lorbeer-Cranz gecrönt, nebst dieser Umschrift: Vespasianus Aug. Imp. Caesar. Auf der anderen Seithen aber einen Ochsen mit dieser Überschrifft Cos. VII….Die Reliquien: 5 Partikel eines Fingers der Hl.Gertrud in einem Kristallfläschchen verwahrt, in das Kreuz integriert war. 1803 wurde das Kreuz auseinandergenommen, das Gold in Kicte I, das Silber der Rückseite u. der Schmalseiten in Kiste III verpackt. Die Münze wurde zurückbehalten und aufbewahret. Ob sie nach München gekommen ist , ist nicht mehr festzustellen.

Die Cistula der Hl. Kunigunde:

Nicht alle Schatzstücke die man in Bamberg. für Stiftungen des Kaiserpaares hielt überdauerten die Säkularisation. Auch die sogen. Cistula S(ancta) Kunegundis wurde 1803 in Einzelteile zerlegt und versteigert. Außenseiten mit Elfenbeinreliefs mit Themen aus der antiken Mythologie. Nach byzantinischen Vorbildern mit Edelsteinen besetzte Schmuckleisten

Die beiden Kelche der Brüder Mulzer:

Wie auch andere Priester schafften sich die beiden Brüder eigene Kelche an. Sie widersetzten sich ihr Eigentum der Staatl. Komission zu geben. Die Kommission nahm dafür zwei Kelche von den 6 Kelchen, die man dem Stift bis zur Auflösung belassen hatte. Später half dieser Widerstand nichts mehr. Sie kauften ihre Kelche zum Materialwert noch einmal. Sie schenkten sie vor ihrem Tod der Marianischen Sodalität.
Monstranz: 1803 besaß das Bbg. Karmelitenkloster mindestens zwei Monstranzen. Die größere. mit einem Gewicht von 17 Mark mußte sofort abgegeben werden. sie wurde Ende August versteigert. Die kleinere verblieb zunächst dem noch nicht aufgelösten Kloster. Sie wurde erst im März 18o9 versteigert, an bürgerliche Handelsleute und Juden. Sie war von Silber, vergoldet und mit Silber verziert, mit silbernen Figuren besetzt, die 7 Mark u. 2 Qint wog, heute in Röbersdorf. Vom übrigen Kirchensilber der Karmeliten ist nichts mehr aufgetaucht Die Michelsberger Kunigundenkrone: eine kleine Krone. Galt als Festtagskrone der Hl. Kunigunde. 1803 dem Kreuz die Edelsteine und Perlen der Vorderseite genommen.

Paramente und textile Ausstattung der aufgelösten Stifte und Klöster:

Eine vollständige Übersicht über den Bestand aller Kirchen und Klöster kann nicht gegeben werden. Betrachtet man die Paramentenbestände Bamberger Kirchen, Dominikaner, Franziskaner, Klarissen, Michelsberg, St.Gangolf, St. Stephan, St. Martin in Forchheim, Kloster Langheim, Banz, so wird die vielfältige und reichhaltige Ausstattung mit wertvollen Textilien deutlich. Der materielle Wert lag nur geringfügig unter dem der Monstranzen, Kelche und Ostensorien! Sammelstelle aller Textilien war die Domschatzkammer die bald nicht mehr ausreichte, daher wurde auch vor Ort verkauft gegen Schätzpreis (4.226 fl. 35 Kr.).

Verkauf erfolgte während des ganzen Jahres 1804/5 hindurch. Wie die ungeheure Menge an Paramenten und anderen Kirchengeräten aus den Klöstern und Kirchen zu handhaben war, ist schwer vorstellbar, ebenso welche Stimmung sich in diesen Jahren unter der Bevölkerung breitgemacht hat. Kostbare Paramente sonst nur im sakralen Dienst verwende, wurden von nun an, an jedermann verschleudert.

Wikipedia Matthias Kabel _Krone_Heinrich_II_1270

 

„Heinrichskrone“: Sie wurde nicht zu Heinrichszeiten geschaffen, sondern erst gegen 1280 als Attribut für das Büstenrequiar des Kaisers. Zur Zeit der Säkularisation glaubte man an das kaiserliche Geschenk und hat sie deshalb nach München verschleppt. Sie gilt als eine der schönsten Kronen des Mittelalters.

„Kronreif der Hl. Kunigunde“: Sie ist keine Stiftung der Kaiserin. Es war eine Votivkrone, die der Bamberger Bischof Gunther (+ 1065) dem Domkapitel geschenkt hatte. In Jahr 1201, nach der Öffnung ihres Grabes, legte man ihr Haupt getrennt von ihren Gebeinen in ein Kopfreliquiar. Dafür benötigte man ein kaiserliches Attribut in Form einer Krone. Dafür nahm man die umgearbeitete Votivkrone.

„Die jüngere Krone der Kaiserin“: Sie hatte die gleiche Funktion wie die Heinrichskrone, sie war Attribut des Kopfreliquiars der Kaiserin. Alle drei Kronen kamen 1803 nach München, weil man sie für Stiftungen des Kaiserpaares hielt.

„Heinrichs-Portatile : .Durch eingravierte lateinische Inschrift auf seiner Oberseite wird Heinrich ausdrücklich als Stifter genannt. Auf dem Silberblech der Unterseite sind die Reliquien genannt, die in dem Behältnis eingeschlossen waren und wozu es gedient hat: es war ein Tragaltärchen, das bei der Messe auf nicht geweihten Altären aufgesellt wurde, das man bei einerReise mitführen konnte. Das Altärchen war außerordentlich kostbar. Innen ein Eichenholzkern mit Goldblech verkleidet, mit Golddrahtarkaden und –filigran, sowie mit Perlen und Edelsteinen verziert.

„Das Kreuz des Herzogs von Modena“: Eine Altargarnitur, die aus einem Kreuz und zwei Leuchtern bestand (frühes 17. Jh.). Die verwendeten Materialien: Gold, Silber, Bergkristall, Rubine, Smaragde. Sicher kam sie wegen ihrer äußerst kostbaren Materialien 1803 nach München.

Die 5 Codices, die bis 1803 einen geschlossenen Bestand des Bamberger Domschatzes bildeten. Sie wurden wegen ihrer kostbaren Einbände in der Schatzkammer aufbewahrt. Clm 4451 ist das älteste Evangeliar mit goldenem Einband, es stammt noch aus dem 10. Jh.

In der Mitte ein Elfenbeinrelief mit der Taufe Christi im Jordan, umgeben mit zahlreichen Edelsteinen in goldener Fassung, die Zwischenräume mit dichtem Filigran gefüllt.

Die Rückseite des hölzernen Einbandes ist schlicht mit rotem Samt überzogen und mit einem Efenbeinrelief aus der zweiten Hälfte des 10. Jh. geschmückt, das die Verkündigung an Maria und die Geburt Jesu zeigt.

Das Evangeliar Ottos III.: Vorderer Buchdeckel ebenfalls mit vielen Edelsteinen gestaltet in einer regelmäßigen Anordnung in Kreuzform der großen Steine. Das Elfenbeinrelief zeigt den Tod Mariens. Das Sterbelager umstehen die Apostel und Christus, der die Seele Mariens, als kleine Figur dargestellt, trägt und sie zwei von oben herabschwebenden Engeln überreicht.

Evangeliar Clm 4454: Evangeliar aus dem 11. Jh. Vorderdeckel mit kreuzförmiger Anordnung der Edelsteine. Im Schnittpunkt der Kreuzarme ein hochovaler Achat mit einem kleinen eingelassenen Amulettstein markiert. In den 4 Feldern in Gold getriebene Tiere.

Perikopenbuch Hch. II.: Die Vorderseite des Einbandes ziert ein Elfenbeinrelief mit der Kreuzigung Jesu und den Gang der 3 Marien zum Grab. Elfenbeinstreifen mit Blattwerk verziert umrahmen das Ganze. Besonders auffällig in der Umrahmung die Emailleplättchen mit Halbfiguren mit Heiligenschein. Sie stellen Christus und 11 Apostel dar, wie es die griechische Schrift in der Umrahmung besagt. Diese Emmaills sind die Reste einer Krone, auf die sich auch die umlaufende Schrift bezieht: Heinrich II. stiftete noch als König den Codex.

Sakramentar Heinrichs II. : Es trägt einen neueren Einband dessen Entstehung nicht näher einzuordnen ist.

Bamberger Apokalypse: Nicht alle Handschriften der Jahrtausentwende, die 1803 in Bamberg waren, durften ihre alten Einbände behalten. So wurden die Buchdeckel der berühmten Bamberger Apokalypse von St. Stephan, ein Opfer der Säkularisation. Von ihr stammt die Ovale Platte von Chalzedon. Ebenfalls in der Schatzkammer der Münchner Residenz. Der alte Einband trug die Inschrift „….HENRIC ET KVNIOYNT/HAEC TIBI MUNERA PROMVNT“ (Heinrich und Kunigund bringen dir diese Geschenke dar). Durch diese Inschrift ist ausgewiesen, daß das Kaiserpaar wirklich die Schenker waren.

Die Auswahl der nach München gebrachten Gegenstände scheint nicht nach einem bestimmten Prinzip erfolgt zu sein. Der Galeriedirektor Mannlich suchte kostbare, aus Gold gearbeitete Gegenstände aus, die ohne Beziehung zum Kaiserpaar waren, die nur wegen Ihres Wertes

Thema: Frankens Geschichte | 4 Kommentare

30. Frankenmedaille 2009 an Christine Stahl

Dienstag, 23. März 2010 | Autor:

Frankenlied

 


 

Presseerklärung Jahreshauptversammlung 2009

Anlass: Diesjährige Verleihung der Frankenmedaille im Rahmen der des Fränkischen Bundes e.V. am Sonntag, den 25. Oktober 2009 im Gasthof Föhrenhof in 90562 Heroldsberg, Laufer Weg 11 (Tel. 0911-51830), Beginn 10.15 Uhr.

Gewürdigt werden die Verdienste der Landtagsabgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen und Vizepräsidentin des Bayerischen Landtags, Frau Christine Stahl, um unsere Region Franken.

Nachdem im letzten Jahr Wolfgang Hoderlein als erster die neu geschaffene Auszeichnung, eine „fränkische Verdienstmedaille”, erhalten hat, votierten in diesem Jahr ebenso eindeutig sowohl Landesvorstand und Ältestenrat des Fränkischen Bundes e.V. als auch viele Mitglieder trotz mehrerer Vorschläge für die nachhaltig engagierte Fränkin Christine Stahl.

Die Auszeichnung soll keine Konkurrenz zum „Frankenwürfel” sein, sondern mehr eine notwendige Ergänzung darstellen. Wir denken nicht in Bezirksgrenzen, sondern an die ganze Region Franken mit ihren 4,5 Millionen Einwohnern. Wir schließen absichtlich keine Politiker/innen aus, weil man eben nur durch gerechte und vorausschauende Politik die Interessen unserer Region Franken im europäischen Konsens wirksam vertreten kann.
Gerade wir in Franken erleben permanent, zu welchen Verwerfungen ungerechte Verteilung, Selbstbedienung„ Ignoranz und ein zentralistisch geprägter Führungs-stil in Bayern geführt hat und weiter führt. Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die populistisch vordergründig je nach Großwetterlage mal für mal gegen des legitime Interesse unserer Heimatregion entscheiden, sind uns suspekt und zuwider.

Frau Christine Stahl hat besonders während ihrer langen Tätigkeit als Abgeordnete des Bayerischen Landtages und Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen die notwendigen Weichenstellungen für eine gesunde regionale Entwicklung klar erkannt und analysiert. Es zeichnet sie in besonderer Weise aus, dass sie sich auch bei massivem Gegenwind, etwa von Seiten der ‘einst’ jahrzehntelangen alleinigen staatstragenden Mehrheitsfraktion, in keiner Weise beirren ließ. Die Stärkung des gesunden Regionalbewusstseins innerhalb der Bevölkerung ist unübersehbar und mit ein Verdienst von Frau Stahl.

Joachim Kalb

Was uns verbindet, ist nicht vordergründiger folkloristischer überzogener Patriotismus, sondern das Streben nach eigenständiger basisdemokratisch organisierter regionaler Selbstbestimmung als Gegenpol zur zentralistischen Fern- und Fremdbestimmung. Was vor Ort entschieden werden kann, soll man auch vor Ort entscheiden. Haushalts- und Fördermittel usw. sind gefälligst gerecht zu verteilen. Das ist Grundvoraussetzung.

Zu diesem gesunden Regionalbewusstsein gehört für den Bürgerverein Fränkischer Bund e.V. auch, dass man den Bamberger Domschatz eben auch im Bamberger Dom besichtigen kann. Es ist auch nicht vermittelbar, wenn das Markenzeichen unserer Region, der Frankenrechen, nicht einmal am Tag der Franken offiziell gezeigt werden darf Stattdessen wird per Dekret – wie im Kolonialzeitalter – bestimmt, die Wittelsbacher Rauteninsignien der urfränkischen Nürnberger Burg, der Veste Coburg und der Würzburger Residenz als befohlene Dauerbeflaggung aufzudrängen.

Für den Landesvorstand
Joachim Kalb

90562 Heroldsberg, 25.10.2009, 10.30 Uhr
Pressemitteilung zur Übergabe der Frankenmedaille
(Voranmeldung siehe Pressemitteilung vom 20.10.2009)
Der Vertreter des Landesvorstandes des Fränkischen Bundes e.V. Joachim Kalb (mit Urkunde) übergibt die Frankenmedaille an die Landtagsvizepräsidentin und Landtagsabgeordnete Christine Stahl. Der waschechte Altbayer MdL Dr. Sepp Dürr (mit Frankenwimpel) hielt die Laudatio. Dazwischen Wolfgang Hoderlein (SPD), Träger der Frankenmedaille vom Vorjahr.

Kurzer Bericht über das denkwürdige Ereignis:

Auch die diesjährige Mitgliederversammlung des Fränkischen Bundes e.V. in Heroldsberg begann mit einem Festakt, nämlich der Verleihung der fränkischen Verdienstmedaille (Bild: Galerie). Der leidenschaftlichen Fränkin, Landtags-abgeordnete und Vizepräsidentin des Bayerischen Landtags, Frau Christine Stahl (Bündnis 90/Die Grünen), für die Bayern eben mehr ist als nur Oberbayern und München, wurde in diesem Jahr die Ehre zuteil.

Im Text der Urkunde begründet der Landesvorstand, vertreten durch Joachim Kalb, die diesjährige Wahl: Frau Christine Stahl hat besonders während ihrer langen Tätigkeit als Abgeordnete des Bayerischen Landtages und Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen die notwendigen Weichenstellungen für eine gesunde regionale Entwicklung klar erkannt und analysiert. Es zeichnet sie in besonderer Weise aus, dass sie sich auch bei massivem Gegen-wind, etwa von Seiten der „einst“ jahrzehntelangen alleinigen staatstragenden Mehrheitsfraktion, in keiner Weise beirren ließ. Die Stärkung des gesunden Regionalbewusstseins innerhalb der Bevölkerung ist unübersehbar und mit ein Verdienst von Frau Stahl.

Der „Laudatior“ Dr. Sepp Dürr, Chef der Grünen im Bayerischen Landtag, wurde freundlich von den Franken empfangen, obwohl er kürzlich im Landtagsausschuss die FB-Forderung nach „Rückgabe der Beutekunst“ als einziger als „Schmarrn“ bezeichnete. In der Kontroverse Altbayern Franken habe ihn seine Parteifreundin Christine Stahl zum Nachdenken gebracht. Der rückwärtsgewandte, nicht zukunfts-fähige Zentralismus im Freistaat sei das größte zu lösende Problem in diesem Bundesland!.

In ihrer Dankesrede mahnte Frau Stahl vor allem die Gleichartigkeit der Lebensver-hältnisse in den Städten und Kommunen Bayerns an. Reich für Altbayern, arm für Franken kann nicht sein. Wenn man mit dem Gedanken spiele, eine Region über die Klippe springen zu lassen, solle man bedenken, dass dabei die Gefahr besteht, die Demokratie zu opfern. Sowohl sie als auch die Mitglieder des Vereins lieben ihre Heimat und sie erfülle als „regionale Abgeordnete und Delegierte“ einfach nur die ihr gestellten Aufgaben.

Wolfgang Hoderlein

Der letztjährige Preisträger der Medaille, Wolfgang Hoderlein (SPD), meinte in seiner Würdigung, dass Frau Stahl ihm sogar vorgemacht habe, wie man sich bewusst und kontinuierlich für die Region Franken einsetze.

Joachim Kalb

Sepp Dürr

 

Laudation Sepp Dürr

 

Ich bedanke mich ganz herzlich dafür, dass ausgerechnet ich heute hier sprechen darf. Damit zeigen Sie Liberalität und Selbstbewusstsein.

Bedanken möchte ich mich auch dafür, dass ich eine Lobrede halten darf. Das ist für einen Grünen Politiker in Bayern ein ganz seltenes Vergnügen. So eine Gelegenheit muss man ausnutzen.

Und deshalb will ich zuallererst den Fränkischen Bund loben.

Es gibt ja kaum etwas Schwierigeres als eine demokratische, selbstbewusste, andere nicht herabsetzende Identitätspolitik. Das Bedürfnis nach Identität und Zugehörigkeit ist ein starkes Bedürfnis. Gerade in unseren Zeiten der Globalisierung wird dieses Bedürfnis besonders akut.

Es ist in seiner Unbestimmtheit auch ein brandgefährliches Bedürfnis. Deshalb ist es ein großes Verdienst des Fränkischen Bundes, dass er dieses starke Bedürfnis aufgegriffen und ihm eine demokratische Richtung gegeben hat.

Darauf können Sie wirklich stolz sein!

Die Frankenmedaille des Fränkischen Bundes ist deshalb eine ganz besondere Auszeichnung.

Und ich kenne niemanden, die sie mehr verdienen würde als meine liebe Kollegin, die Vizepräsidentin des Bayerischen Landtags, Christine Stahl.

Wenn ich jetzt ein Franke wäre, wäre meine Lobrede auch schon vorbei. Christine hat mich ausdrücklich ermahnt, kurz zu reden. Franken geben nämlich nicht an. Das machen nur Oberbayern. Ich soll also jetzt angeben, aber nicht zu viel.

Das mit dem Angeben und Aufschneiden ist, anders als die meisten von Ihnen glauben, mir nicht in die oberbayerische Wiege gelegt worden – und zwar weder als Individuum noch als Stammesangehörigem. Wir Oberbayern waren jahrhundertlang berühmt dafür, maulfaul zu sein, und wir waren stolz darauf.

Nur ein uralter Witz als Beispiel:

In einer Münchner Straßenbahn wurde ein braver Arbeiter von einem hörbar norddeutschen Herrn lautstark zur Rechenschaft gezogen. D.h. der Preiß hat’n sauber zsammputzt.

Ich hab vergessen, warum. Vielleicht, weil der Arbeiter mit seinem Stumpen, also einer billigen Zigarre, die Luft verpestete. Der Preuße schimpft, der Arbeiter bleibt ungerührt still sitzen. Das umherstehende und sitzende Volk murrt. Als der Preuße endlich ausgestiegen ist, fragen die anderen Fahrgäste empört den Arbeiter, warum er sich das hat ohne Widerrede gefallen lassen. Da antwortet der Arbeiter ab-schließend: „Ich hab ihm derweil ein Loch in seinen Mantel gebrannt. Des langt a.“

Bis weit in die 80er Jahre waren wir Oberbayern also eher pragmatisch veranlagt. Gfotzert, d.h. redegewandt, aufschneiderisch und angeberisch waren nur Preußen. Dann kamen Strauß, Stoiber und die CSU und der weltweite Wettbewerb. So schnell können Klischees sich ändern.

Trotzdem werde ich jetzt tun, was man von einem richtigen Oberbayern erwarten kann. Ich werde jetzt ausführlich Christine Stahl über den Schellnkönig loben. Denn, liebe Christine, ich freue mich sehr, dass ich dich heute loben darf.

Auch das ist für einen Grünen Politiker oder eine Politikerin ja ein seltenes Vergnügen: von der eigenen Partei gelobt zu werden.

Christine Stahl verkörpert alles, was eine Trägerin der Frankenmedaille braucht: Sie besitzt und zeigt fränkisches Bewusstsein, in klar demokratischer Tradition. Keine verkörpert wie sie demokratische Freiheits- und Bürgerrechte. Das konnte jeder mitbekommen, der sich nur ein bisschen für Politik interessiert. Deshalb will ich vor allem ihr fränkisches Bewusstsein näher beleuchten.

Wenn Christine möchte, dass ich zu einer Veranstaltung wie der heutigen komme, schreibt sie: „Vermutlich hast du gar keine Zeit.“

Vor der Veranstaltung selber sagt sie ermutigend: „Das wird nix“.

In den Jahren, in denen wir gemeinsam Fraktionsvorsitzende waren, haben wir uns bei wichtigen Terminen problemlos den Vortritt gelassen. Nur selten waren wir uns nicht sofort einig. Da haben wir gelost. Und wie es der Zufall wollte, habe ich gewonnen. Als wir zum zweiten Mal losen mussten, sagte sie: „Bestimmt verlier ich wieder.“ Und dann, nach einer Pause fügte sie hinzu: „Wir müssen eine Regelung finden für den Fall, dass ich immer verlier.“

Das nenne ich einen offenen Blick auf die Chancen dieser Welt. Ich nehme mal an, das ist eine leidgeprüfte mittelfränkische Weltsicht.

Ist das überhaupt erlaubt, Aussagen über Stammeseigenheiten und Stammes-zugehörigkeiten zu machen? Was oder wer bayerisch ist oder fränkisch, das ist definitiv nicht zu definieren. Sobald jemand anfängt, ernsthafte Thesen auf diesen schwankenden Grund zu bauen, geht es direkt in den Graben. Aber nichts spricht dagegen, mit Hypothesen zu arbeiten: als Vermutungen, nicht als unwiderrufliche Urteile. Wenn wir sie spielerisch verwenden und auch die eigenen Eigenheiten und Zugehörigkeiten als fragwürdig begreifen. Ohne Humor geht das nicht.

Identität und Heimat sind schwierige Begriffe, zu vielem brauchbar und leicht missbrauchbar.

Für viele definieren sie sich aus der Vergangenheit, im Blick zurück. Deshalb sind sie immer in Gefahr, reaktionär zu werden und andere auszugrenzen. Wenn aus der Herkunft ein Überlegenheitsgefühl abgeleitet wird. Wenn Herkunft Zukunft definiert und dominiert.

In unsicheren Zeiten wächst das Bedürfnis, sich zugehörig zu fühlen. Je unsicherer die Verhältnisse, desto sicherer soll der Anker sein. Zugehörigkeit durch gemeinsame Herkunft scheint da besonders verlässlich. Sobald Heimatliebe oder Identität aber von einem geschlossenen „Wir“ ausgehen, wenn Voraussetzung Geburt ist oder ein diffuser „Einheimischen-Status, werden andere systematisch ausgegrenzt.

Das ist der Heimatbegriff, mit dem die CSU bis vor kurzem erfolgreich gearbeitet hat. Die Identifikation mit Bayern war das wichtigste Machtinstrument der CSU. Der Filmemacher Marcus Rosenmüller hat einmal auf die Frage, warum die CSU in Bayern so erfolgreich ist, geantwortet: „Das funktioniert nur über Abgrenzung. Gäbe es diese ‚Mia san mia’- Stimmung nicht, würden selbstbewusste Bayern nicht die CSU wählen.“ Das hat funktioniert, weil das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Sicherheit so stark ist. Und weil dieses Bedürfnis früher keinen CSU-Freien Ort gefunden hat.

Das ist heute anders. Wer heute Identität, Zugehörigkeit und Heimat sucht, muss nicht bei der CSU und ihrem Oberbajuwarisierteen Bayernbild landen. Und dafür möchte ich Ihnen allen danken – und natürlich ganz besonders der diesjährigen Preisträgerin der Frankenmedaille Christine Stahl.

Identität und Heimat sind zweigesichtige Begriffe. Denn es gibt auch eine zweite Seite, offen und nach vorne gerichtet: Als Gestaltungsauftrag verstanden ist Heimat ein aktives, progressives, politisches Konzept. Deshalb plädiere ich dafür, nicht so sehr die Vergangenheit zu betonen, sondern die Zukunft, nicht die abgeschlossene, sondern die offene Seite unserer Geschichte.

Wenn es heute in unserem Land ungerecht zugeht – und das tut es –, dann braucht es keine Begründung aus der Vergangenheit. Alle Regionen müssen zu ihrem Recht kommen – aber nicht wegen gestriger, sondern wegen heutiger Ansprüche. Mir geht es darum, nicht die Vergangenheit, sondern die Gegenwart neu zu ordnen und gerechter zu machen.

Das ist auch der Grund, warum es neulich zwischen uns ein Missverständnis gab.

Beim Thema Beutekunst.

Ich gebe gerne zu, dass ich, was den Rückgriff auf die Vergangenheit angeht, besonders empfindlich reagiere – und das heißt bei einem Oberbayern wie mir: besonders ungehobelt.

Warum bin ich da so sensibel? Einmal weil die bayerische Vergangenheit der letzten Hundert Jahre nicht gerade durch demokratische Traditionen geglänzt hat. Zum anderen weil diese Traditionen in den letzten Jahrzehnten missbraucht wurden, um eine weitere Demokratisierung Bayerns zu behindern. Und schließlich, weil es in unserem Land viele gibt, die mit uns keine gemeinsame Vergangenheit aufweisen, mit denen wir aber trotzdem gemeinsam Gegenwart und Zukunft gestalten müssen.

2004, als die Grünen in Bayern 25 Jahre alt wurden, haben wir eine Jubiläums-schrift herausgegeben. Darin haben Christine Stahl und ich uns über das Verhältnis zwischen Bayern und Franken ausgetauscht. Sie hat damals – leicht polemisch – 200 Jahre zurückblickend gesagt:

„Freie Reichsstädte sahen sich plötzlich mit Ackerbau und Viehzucht und unbefestigten Straßen konfrontiert, das tolerante Bürgertum der Handelsstädte mit einer intoleranten katholischen Religion. Ein Rückschritt um Jahrhunderte!“

Vielleicht haben Sie ja Recht, dass auch wir Demokraten auf Traditionen zurückgreifen müssen. Trotz meiner Skepsis. Wenn, dann kann es sich nur um demokratische Traditionen handeln. Und dann ist auch klar, dass die Traditionen fränkischer Städte Bayern mehr gut tun als der mehr oder weniger aufgeklärte Absolutismus der Wittelsbacher.

Christine Stahl hat mich damals auch kritisiert, ich würde „in den Kategorien der Herrschenden“ denken, wenn ich dem fränkischen Reichskreis vor Napoleon „Zersplitterung“ vorhalte.

„Wer sagt denn“, hat sie vor fünf Jahren gefragt, „dass Zentralisierung und Hierarchisierung, ungeteilte Herrschermacht, der richtige Weg sind? Für zeitbegrenzte Herrschaft vielleicht, im Sinne der Menschen sind sie nicht. Wir Franken halten Vielfalt aus, weil sie der Vielfalt der Lebensformen und Einstellungen entspricht. Wir Franken müssen uns nicht für Kleinteiligkeit rechtfertigen, sondern Bayern für seinen absolutistisch geprägten Zentralismus!“

Und sie hat damals noch eins draufgesetzt. Sie hat mir nämlich vorgehalten: „Erstaunlich, dass ein Grüner Dezentralisierungswünsche und Freiheits-bestrebungen automatisch des reaktionären Separatismus verdächtigt.“

Ich muss zugeben, ich war etwas verblüfft, als ich das jetzt nach der Debatte um die Beutekunst wieder gelesen habe. Ich meine nach wie vor, dass man beim so schwierigen Identitätsthema auf Sorgfalt bei der Wortwahl achten muss. Aber außerdem sollte man gelegentlich die eigenen Denkmuster überprüfen. Dafür, liebe Christine, dass du sogar einen eingefleischten Oberbayern wie mich zum Nachdenken bringst, bin ich dir sehr dankbar.

„Frau Christine Stahl hat besonders während ihrer langen Tätigkeit als Abgeordnete des Bayerischen Landtages und Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen die notwendigen Weichenstellungen für eine gesunde regionale Entwicklung klar erkannt und analysiert. Es zeichnet sie in besonderer Weise aus, dass sie sich auch bei massivem Gegenwind, etwa von Seiten der ‚einst’ jahrzehnte-langen alleinigen staatstragenden Mehrheitsfraktion, in keiner Weise beirren ließ. Die Stärkung des gesunden Regionalbewusstsein innerhalb der Bevölkerung ist unübersehbar und mit ein Verdienst von Frau Stahl“. So begründet der Landes-vorstand des Fränkischen Bundes seine Wahl.

Christine Stahl ist eine große Demokratin und eine Fränkin mit Leib und Seele. Sie hat die Frankenmedaille des Fränkischen Bundes wirklich verdient. Liebe Christine, vielen Dank für deine politische Arbeit und herzlichen Glückwunsch!

Christine Stahl mit Gratulanten

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29. Frankenmedaille 2008 an Wolfgang Hoderlein

Dienstag, 16. März 2010 | Autor:

Frankenlied

 


 

Die erste Frankenmedaille für den fränkischen Robin Hood und fränkischen Freigeist Wolfgang Hoderlein – Mitgliederversammlung und Medaillenverleihung in Aufseß

Von Joachim Kalb
Die urfränkische Gemeinde Aufseß, bekannt durch die weltweit größte Brauerei-dichte, war ein würdiger Ort für die Verleihung unserer ersten Medaille. Ein Stück Franken, wie wir es uns vorstellen. Seit Jahren sorgt hier der Bürgermeister Ludwig Bäuerlein (CSU) allerorten für eine fränkische Beflaggung. Wir tagten am Fuße der traditionsreichen Aufseßer Burg im Brauerei-Gasthof Rothenbach. Nicht minder würdig wie der Ort war der Kandidat, der von Mitgliedern und ‘Jedermann’ gekürt wurde.

Wolfgang Hoderlein hat sich über die Parteigrenzen hinweg mit überzeugender Kreativität, Beharrlichkeit und hintergründigen Humor für die Belange Frankens nachhaltig eingesetzt, und dies auch bei Gegenwind. Schon als Landtagsab-geordneter und ehemaliger Fraktionschef der SPD hat er durch zahllose gezielte Anfragen, Anträge und Initiativen die eklatante Benachteiligung unseres Frankenlandes klar nachgewiesen, dokumentiert und unnachgiebig angeprangert. Dies, obwohl andere unablässig zum Schaden unserer Heimat die ungerechten Verhältnisse schönredeten. Er ist aus dem Landtag ausgeschieden, bleibt uns aber im Bezirkstag erhalten. Die haarsträubenden Ergebnisse seiner letzten Landtagsan-frage finden Sie unter www.fraenkischer-bund.de

Besonders fühlte er sich auch der fränkischen Kultur und Lebensart verpflichtet. Gleichwohl ob es sich dabei um die Rückführung der fränkischen Kulturgüter wie den Bamberger Domschatz und das Würzburger Herzogsschwert handelt, um die Zulassung der Frankenfahne auf staatlichen Gebäuden, um die peinliche Umbenennung der Deutschen Rentenversicherung in DRV Nordbayern statt Franken, den Namenserhalt der Nürnberger U-Bahn-Station ‘Frankenstadion’, den Schutz der Marke ‘Fränkischer Meerrettich’, die Beflaggung von 100 fränkischen Kulturdenkmälern mit dem fränkischen Rechen, und und und. Sein Motto ‘Der Fortschritt ist eine Schnecke, der fränkische allemal’ bestärkt ihn um so mehr, sich weiterhin für die Belange unseres gesamten Frankenlandes einzusetzen.

Die Laudatio hielt Professor Dr. Wolfgang Protzner, sein CSU-Amtskollege aus dem Kreistag, in humorvoller Weise. Mit Blick auf Wolfgang Hoderlein sprach er von 5 fränkischen Tugenden.

Er sei ein fränkischer Freigeist und habe sich im Landtag massiv für Kultur- und Wirtschaftsfranken eingesetzt. ‘Der Franke schlägt nicht mit dem Säbel, sondern er ficht mit dem Florett.’

‘Würdig und locker zugleich sei die Verleihungszeremonie gewesen, und der Preis macht mich richtig stolz’, so Wolfgang Hoderlein nach der Verleihung der ersten fränkischen Verdienstmedaille in einem Dankesschreiben an den Vorstand. Den Fränkischen Bund e.V. wolle er in seiner Arbeit für Franken auf politischem Wege weiter nach Kräften unterstützen.
‘Bassd scho’, so der überzeugende Kommentar im Frankenland.

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28. Beutekunst Beitrag Nr.2 – die Wahrheiten

Dienstag, 16. März 2010 | Autor:

Frankenlied

 

 

 

 

Pressemitteilungen
Presseerklärung 3A / 2010
Sehr geehrte Damen und Herren,

über die Sitzung im Ausschuss für Hochschule, Kultur und Forschung, bei der die Stellungnahme des Kulturministers Dr. Heubisch (FDP) sowie seine Bestandsliste der Münchner Museen und der Wittelsbacher Stiftung vorgestellt wurde, berichteten am 11.3. 10 zumeist auf der Grundlage einer Meldung der dpa München die Medien.

Das Echo, vor allem in den Internetforen, war groß.

Diese dpa-Meldung hielt der Öffentlichkeit zwei wesentliche Informationen vor:

1. Das Ergebnis des einstimmigen Beschlusses am Ende der Sitzung, also wie geht es weiter, wurde nicht erwähnt, weshalb der völlig falsche Eindruck in der Öffentlichkeit entstand, “das wars”. Klar ist, es geht mit Sicherheit im Landtag weiter. Allerdings weilt der Kulturausschuss diese Woche in Japan.

2. Es wurde die dpa-Meldung in etwa wiedergegeben, was die Vertreter der Parteien vorbrachten. Aber die Verfasser der Petition wurden entgegen jeder journalistischen Gepflogenheit nicht zum Thema befragt. Immerhin wurden von uns mit der Petition 13.000 Unterschriften eingereicht sowie von einer Bamberger Bürgerinitiative vorher schon mal 24.000 Unterschriften.

Leider ist dies nicht das erste Mal, dass wir diese ungewöhnlich schlechte Erfahrung mit der dpa München machen. Am Tag der Franken 2009 in Bad Windsheim wurde einzig und allein die Rede von Seehofer über dpa München verbreitet. Medien, die aus Kostengründen keine eigenen Korrespondenten hinschicken können, vermitteln dann ein einseitiges Bild in der Öffentlichkeit, was in diesem Falle für erhebliche Irritationen geführt hat.

Wir bitten deshalb um Beachtung unserer Presseerklärung!

Mit freundlichen Grüßen
Joachim Kalb
Für den Landesvorstand Fränkischer Bund e.V.

 

Nachfolgend die Presseerklärung

Presseerklärung Nr. 3A/ 2010

15.03.2010

Rückführung der Kulturgüter – Landtagsausschusssitzung 10.3.2010

Bezüglich der Landtagsausschusssitzung am 10.3.2010 ist von unserer Seite zu bemerken:

Sabine Welß und ich vom Landesvorstand waren bei der Sitzung als Zuschauer anwesend.

Alles was Herr Dr. Rabenstein (SPD), Herr Dr. Fahn (FW) und Herr Dr. Dürr (Bündnis 90/Die Grünen) dazu gesagt haben, ist vorbehaltlos auch unsere Meinung.

Falsche Interpretationen kommen vor allem von Herrn Dr. Goppel (CSU) und Herrn Minister Heubisch (FDP), welcher alles offenbar unreflektiert von seinem Vorgänger (Dr. Goppel) übernommen hat.

Es steht klar und deutlich in unserer Petition, dass wir keine Enteignung der Wittelsbacher Stiftung wollen, sondern nur einen Ortswechsel der fränkischen Kulturgüter (Domschatz, Herzogsschwert) in ihre Ursprungsorte. Sprich: Besitzer des Bamberger Domschatzes bleibt weiterhin Wittelsbach, Ausleihungsort aber ist Bamberg! Das muss innerhalb eines Bundeslandes möglich sein.

Wikipedia Matthias Kabel _Krone_Heinrich_II_1270

Aufgrund derart hinterhältiger Fehlinterpretation und Stimmungsmache kommen wir aber zu dem Schluss, dass eine Änderung des Gesetzes von 1923 unumgänglich ist. Das wäre schon möglich, wenn sich die FDP an ihre früheren Aussagen als Regierungspartei zu diesem Thema hielte.

Wie Dr. Rabenstein (SPD) richtig gesagt hat, war es nicht der Auftrag des Kulturministeriums, eine Liste des Fränkischen Bundes im Internet zu kommentieren, sondern eine Liste der fränkischen Kulturgüter zu erstellen, wozu nach unserer Meinung auch die Kulturgüter aus den Museumskellern und Depots gehören.

Völlig inakzeptabel was das Verhalten von Frau Dr. Bulfon (FDP), die noch in der letzten Sitzung zum Thema die Rückgabe der fränkischen Kulturgüter als eine Herzensangelegenheit der Bevölkerung bezeichnete. Am 10.3.10 sprach sie nicht ein einziges Wort dazu.

Bitte lesen Sie auch unsere nachfolgende Einschätzung nach!

Vom Landtagsamt wurde uns auf Anfrage mitgeteilt, dass wir weder die Stellungnahme des Ministers vom Vorjahr noch das Sitzungsprotokoll im Petitionsausschuss noch die erstellte Liste aus rechtlichen Gründen einsehen dürfen. Dies halten wir als Antragsteller für einen nicht akzeptablen Zustand. In einer Demokratie sollte freier Zugang zu Informationen zumindest für Betroffene gewährleistet sein.

Aus den spärlichen Informationen, die wir haben, ergibt sich folgendes Bild:

Grundsätzlich ist die Arbeit bezüglich der Auflistung der bayerischen Staatsgemäldesammlung, der staatlichen Antiksammlungen und Glyptothek der Staatsgemäldesammlung zu würdigen. In wieweit die nicht ausgestellten Kulturgüter aus den Magazinen auf diesen Listen erfasst sind, ist nicht erkennbar, wäre aber auch von Bedeutung.

Zum Anschreiben vom Bayerischen Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst an die Landtagspräsidentin ist folgendes zu bemerken:

1. Dass die Münchner Museen ihren Besitz mit Zähnen und Klauen verteidigen und nichts herausgeben wollen, war seit Beginn der Diskussion klar!

2. Der „liberale“ Minister hat die erneute ablehnende Stellungnahme von den gleichen „Akteuren“ verfassen lassen, die schon die Ablehnung von Zehetmair und Goppel geschrieben haben. Deshalb auch die gleichen Argumente. Unter liberal-freiheitlich ist demnach nur Wirtschaftsliberalismus zu verstehen.

3. Dass die Ablehnung extrem einseitig begründet ist, deutet sich schon auf den ersten Seiten an. Eine einzige Zeitung schrieb im letzten Jahr über die Forderung von 37.000 Menschen nach Rückführung des Bamberger Domschatzes usw. negativ, nämlich der Journalist und König-Ludwig-Autor Hintermeier in der FAZ. Alle anderen zig Zeitungen sahen die Forderungen als berechtigt an. Herr Heubisch zitiert die FAZ. Ist das liberal?

4. Herr Hacker, Fraktionsvorsitzender der FDP aus Bayreuth, hatte die Rückführung des Domschatzes lautstark gefordert, worauf die FDP gleich als Domschatzpartei vom „Fränkischen Tag“ betitelt wurde. Herr Heubisch (FDP) setzt alles daran, eben das zu verhindern. Das ist ein grobes Täuschungsmanöver.

5. Für uns nicht nachvollziehbar und unverständlich ist, dass ein liberaler Kultusminister sich im Falle der Rückführung der Kernstücke der fränkischen Kulturgüter wie den Bamberger Domschatz auf ein Gesetz von 1923 (dauerhafte Präsentation in der Münchner Residenz) beruft bzw. dahinter verschanzt. Selbst die Konservativen haben es geschafft, die Passagen zur Todesstrafe bzw. zur bayerischen Staatsbürgerschaft aus der Bayerischen Verfassung zu streichen. Eine Parlamentsmehrheit kann jederzeit dieses Gesetz abschaffen oder ändern. Das ist der eigentliche Knackpunkt!

Es ist zu hoffen, dass eine Fraktion im Landtag einen solchen Antrag stellt. Dann muss nämlich Farbe bekannt werden, inbesonders von der FDP.


Hier wollte ich das fränkische Herzogschwert abbilden, was aber nicht erlaubt ist. Man muss sich dies einmal mit ganz normalen Menschenverstand vorstellen. Da werden Kunstschätze aus Franken entwendet – mit Hilfe eines Kriegers Napoleon – und wir FRanken dürfen nicht einmal unser Eigentum bildlich darstellen. Ist so etwas noch normal bzw. hat so ein Vorgehen noch etwas mit Demokratie zu tun? Das sind bayerische Verhältnisse im 21.Jahrhundert.


6. Wie willkürlich die Festlegungen aufgrund bestellter Gutachter sind, zeigen die Ausführungen des Ministers zum „sogenannten“?! fränkischen Herzogschwert. Hieß es noch vor kurzem, dass keine Ausleihe mehr möglich sei wegen des fragilen Zustandes, so heißt es jetzt „keine grundsätzlichen Bedenken gegen eine Ausleihe für temporäre Ausstellungen“. Demnach stünde einer sofortigen Ausleihe an Würzburg nichts im Wege!

7. Abschließend ist festzustellen, dass sich der Petitionsausschuss zum wiederholten Male offensichtlich einseitig von derselben Stelle fachlich informiert hat, welche bereits in der Vergangenheit (mit sich z.T. widersprechenden Ausführungen) eine Rückführung abgelehnt hat. Wenn der Ausschuss auch nur ansatzweise sicher gehen wollte, einen objektiven und möglichst umfassenden Überblick zu erhalten, wäre es angezeigt, mindesten eine zweite Meinung einzuholen und eine externe Überprüfung von einem unabhängigen Fachmann vornehmen zu lassen. Im Übrigen bedeutet die Redewendung „fragil, nicht transportfähig“ unter Museumsleuten „Wir wollen nichts herausgeben“.

Dies ist gegenwärtiger Stand der Diskussion.

Joachim Kalb, Mitglied im Landesvorstand des Fränkischen Bundes e.V.
Wacholderich 7, 95466 Weidenberg, Tel./Fax: 09209/856

Thema: Pressemitteilungen

Zeitungsartikel zu Beutekunst
Fränkischer Bund: Keine Enteignung bei Kulturgütern

Main-Post 12.03.2010
(md) Zu unserer Berichterstattung über die Sitzung des Landtagsausschusses für Hochschule, Forschung und Kultur am Mittwoch hat sich am Donnerstag der Fränkische Bund zu Wort gemeldet.

Laut einer Pressemitteilung von Joachim Kalb, Mitglied im Landesvorstand des Fränkischen Bundes, war er mit Vorstandskollegin Sabine Welß bei der Sitzung als Zuschauer anwesend. „Es steht klar und deutlich in unserer Petition“, so Kalb, „dass wir keine Enteignung der Wittelsbacher Stiftung wollen, sondern nur einen Ortswechsel der fränkischen Kulturgüter (Domschatz, Herzogsschwert) in ihre Ursprungsorte“. Besitzer des Bamberger Domschatzes bleibe weiterhin das Haus Wittelsbach, Ausleihungsort aber müsse Bamberg sein. Dies solle innerhalb eines Bundeslandes möglich sein.

Ärger um „Beutekunst“ aus Franken

Main-Post 11.03
dpa) Der Dauerstreit um die Rückgabe fränkischer Kultur- und Kunstschätze aus Münchner Museen an ihre Ursprungsorte hat am Mittwoch für neuen Zoff im Hochschulausschuss des Landtags gesorgt. Anlass war ein Bericht des Wissenschaftsministeriums über mögliche Rückgabeoptionen wichtiger fränkischer „Beutekunst“-Stücke, die vor gut 200 Jahren im Zuge der Säkularisation nach München gebracht wurden.

Das Ministerium kommt darin unter anderem zu dem Schluss, dass ein Großteil der vom Fränkischen Bund beanspruchten Kunstschätze regulär erworben worden sei. Und zentrale Exponate wie der Bamberger Domschatz oder das Würzburger Herzogsschwert gehörten dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds, der selbstständig über die Zukunft der Schätze entscheiden könne. Der Bayreuther SPD-Abgeordnete Christoph Rabenstein nannte den Ministeriumsbericht eine Provokation.

„Dieser Bericht spricht von einer altbayerischen Überheblichkeit – und zwar in allen Zeilen“, sagte Rabenstein. Er betonte, kein vernünftiger Mensch fordere ja die Rückführung aller fränkischen Kunstschätze. Er wolle sich aber auch nicht mit Dingen wie dem Guckkasten „Schäferspiel“ begnügen. „Wir wollen das Herzogsschwert, wir wollen den Domschatz“, sagte er. Es könne nicht sein, dass von den „wichtigen Sachen“ nichts an Franken zurückgegeben werden solle. Hans Jürgen Fahn (Freie Wähler) erklärte: „Wir sind der Auffassung, dass Kulturgüter dort die höchste Aufmerksamkeit erhalten, wo ihr historischer Ursprung ist.“ Der aus Mittelfranken stammende CSU-Fraktionsvize Karl Freller argumentierte dagegen, zum fränkischen Selbstbewusstsein gehöre nicht nur, dass fränkische Kunstwerke auch in Franken ausgestellt werden, sondern auch, dass die Kunstwerke an den bestbesuchten Stellen in Bayern gezeigt werden. „Die Diskussion wird nie abgeschlossen sein“, sagte er.

Der ehemalige Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) sagte an die Adresse der Franken: „Sie erreichen die Befriedung des eigenen Gemüts, aber nicht die bessere Anschauung der Kulturgüter.“

Das Ministerium verwies in seinem Bericht unter anderem auch darauf, dass viele Kunstschätze aus konservatorischen Gründen nicht dauerhaft in Franken ausgestellt werden könnten. Dies verbiete sich beispielsweise bei einigen wertvollen Handschriften. Ausschuss-Chef Bernd Sibler (CSU) sagte dazu, dies könne man nicht wegdiskutieren.

Der Fränkische Bund hatte vergangenes Jahr eine Petition mit den Unterschriften von 13 000 Bürgern eingereicht, um damit eine Rückgabe sämtlicher Werke fränkischer „Beutekunst“ zu erreichen. Dies hatte der Hochschulausschuss des Landtags damals aber klar abgelehnt.

Herzogschwert bleibt in München

Debatte um Rückführung fränkischer Kunst
Von unseren Münchner Mitarbeiter

Saale-Zeitung 11.03.2010
Ähnlich NN-online 11.03.2010
MÜNCHEN/NÜRNBERG.

Fränkische Schätze wie der Bamberger Domschatz oder das fränkische Herzogschwert bleiben in München.

Das hat Bayerns Wissenschafts- und Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP) in einem Bericht für den Kulturausschuss des Landtags deutlich gemacht. Die beiden im Zuge der Säkularisation von ihrer fränkischen Heimat in die Landeshauptstadt ,,überwiesenen” Kunstschätze stünden im Eigentum der Wittelsbacher Landesstiftung. über deren Verleihung könne die Staatsregierung nicht im Alleingang entscheiden, so Heubisch.

Der „Fränkische Bund” hatte mit einer Eingabe das seit vielen Jahren schwelende Thema der „fränkischen Beutekunst” erneut belebt. Die Art und Weise, in welcher der oberbayerische Kunstminister und sein Ministerium die Forderung des Bundes um Rückgabe „identitätsstiftender” Kunstwerke abbügelte, trieb dem sonst stets ruhigen oberfränkischen SPD-Landtagsab-geordneten Christoph Rabenstein die Zornesröte ins Gesicht. Heubischs Bericht sei eine „Provokation für alle Franken”: Aus ihm spreche „altbayerische Überheblichkeit”, zürnte der Bayreuther.

Das Eigentum anderer

Regierungsdirektorin Elisabeth Geuß, eine gebürtige Mittelfränkin, hatte die undankbare Aufgabe, die überwiegend negative Stellungnahme ihres Ministeriums zu den Rückgabewünschen der Franken im Landtagsausschuss vorzutragen. Viele der fränkischen Kulturgüter, deren Rückgabe der Fränkische Bund fordere, seien schon vor der Säkularisation „ganz regulär erworben” worden. Bei anderen wiederum sei die fränkische Herkunft zweifelhaft oder gar widerlegt. Im Übrigen werde „jede Anfrage aus Bayern wohlwollend geprüft”. Das freilich wollte das Ministerium im wesentlichen nur auf „temporäre Ausstellungen” beziehen.

Hart bleibt man in München bei den Schätzen, die ganz oben im Rückforderungs-katalog der Franken stehen. Sowohl das eigentlich in Würzburg verortete fränkische Herzogschwert wie der Bamberger Domschatz stünden gemäß dem Gesetz über die vermögensrechtlichen Auseinandersetzungen zwischen dem Freistaat und dem ehemaligen Königshaus aus dem Jahr 1923 dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds zu. „Sie verfügen ständig über das Eigentum anderer, das lediglich unserer Verwaltung anvertraut ist”, rügte der ehemalige Wissenschaftsninister und gebürtige Aschaffenburger Thomas Goppel (CSU) die oppositionellen Franken. „Gesetze kann man auch ändern”, meinte der unterfränkische Freie Wähler-Abgeordnete Hans Jürgen Fahn.

Schätze im Depot

Man sollte einmal die großen Depots und Magazine der Münchener Sammlungen nach Kulturgütern fränkischer Herkunft durchsehen, empfahl der Schwabacher CSU-Landtagsabgeordnete Karl Freller. Während da so mancher Schatz schlummere, habe man in Franken noch „weiße Wände”. Die Franken müssten allerdings auch ein Interesse daran haben, dass ihre Kunstwerke an den „bestbesuchten Stellen” präsentiert würden. Ausschussvorsitzender Bernd Siebler (CSU) aus Niederbayern griff Frellers Hinweis auf und regte eine Durchforstung der Bestände auf niederbayeriches Kulturgut an: „Auch wir haben Befindlichkeiten und weiße Wände”.

Doch mit kulturellen Almosen mochte sich der SPD-Abgeordnete Rabenstein nicht begnügen. Es gehe nicht um “Vorerotisches aus Franken” wie den „Guckkasten, Schäferpiel” aus dem Bestand des deutschen Theatermuseums: Den brauchen wir nicht, wir wollen das Herzogschwert und den Domschatz aus Bamberg”. Dabei übersah der wütende Parlamentarier, dass auch der Guckkasten nicht hergegeben werden soll: dessen Provenienz sei, so Wissenschaftsminister Heubisch, gar nicht geklärt. Deshalb sei eine dauerhafte Überlassung nach Franken, nicht zwingend notwendig.

Gesetz aktualisieren

Die Landtagsfraktion der Freien Wähler sprach sich nach der Ausschusssitzung auch für die Rückführung wichiger Kulturgüter von München nach Franken aus. „Wir sind der Auffassung, dass Kulurgüter dort die höchste Aufmerksamkeit erhalten, wo ihr historischer Ursprung ist. Eine Rückgabe würde daher die Identität Frankens stärken”, betonte ihr Abgeordneter Fahn (Erlenbach am Main). Falls eine dauerhafte Leihgabe des Herzogschwerts nach Würzburg gegen das Gesetz von 1923 verstoßen sollte, dann müsse eben dieses antiquierte Gesetz aktualisiert werden, so Fahn. Es sei nicht einzusehen, dass einzelne Kulturgüter in München als Dauerleihgabe bleiben könnten, dies aber in den fränkischen Ursprungsorten nicht möglich sei.
Ralf Müller

Neuer Zoff um »Beutekunst» aus Franken

Nürnberger Nachrichten 11.03 .2010
Der Dauerstreit um die Rückgabe fränkischer Kultur- und Kunstschätze aus Münchner Museen an ihre Ursprungsorte hat am Mittwoch für neuen Zoff im Hochschulausschuss des Landtags gesorgt.

Anlass war ein Bericht des Wissenschaftsministeriums über mögliche Rückgabe-optionen wichtiger fränkischer »Beutekunst»-Stücke, die vor gut 200 Jahren im Zuge der Säkularisation nach München gebracht wurden.

Das Ministerium kommt darin unter anderem zu dem Schluss, dass ein Großteil der vom Fränkischen Bund beanspruchten Kunstschätze regulär erworben worden sei. Und zentrale Exponate wie der Bamberger Domschatz oder das Würzburger Herzogsschwert gehörten dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds. Der Bayreuther SPD-Abgeordnete Christoph Rabenstein nannte den Ministeriumsbericht eine Provokation.
dpa

Neuer Zoff um “Beutekunst” aus Franken

FT 11.03.10
Exponate Der Dauerstreit um die Rückgabe fränkischer Kultur- und Kunstschätze aus Münchner Museen an ihre Ursprungsorte hat für neuen Zoff im Hochschulaus-schuss des Landtags geführt.

Anlass war ein Bericht des Wissenschaftsministeriums über mögliche Rückgabe-optionen wichtiger fränkischer “Beutekunst”-Stücke, die vor gut 200 Jahren im Zuge der Säkularisation nach München gebracht wurden. Das Ministerium kommt darin unter anderem zu dem Schluss, dass ein Großteil der vom Fränkischen Bund beanspruchten Kunstschätze regulär erworben worden sei. Und zentrale Exponate wie der Bamberger Domschatz oder das Würzburger Herzogsschwert gehörten dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds, der selbstständig über die Zukunft der Schätze entscheiden könne.

Der Bayreuther SPD-Abgeordnete Christoph Rabenstein nannte den Ministeriums-bericht eine Provokation.

“Dieser Bericht spricht von einer altbayerischen Überheblichkeit – und zwar in allen Zeilen”, sagte Rabenstein. Er betonte, kein vernünftiger Mensch fordere ja die Rückführung aller fränkischen Kunstschätze. Er wolle sich aber auch nicht mit Dingen wie dem Guckkasten “Schäferspiel” begnügen. “Wir wollen das Herzogs-schwert, wir wollen den Domschatz”, sagte er. Es könne nicht sein, dass von den “wichtigen Sachen” nichts an Franken zurückgegeben werden solle.

Hans Jürgen Fahn (Freie Wähler) erklärte: “Wir sind der Auffassung, dass Kulturgüter dort die höchste Aufmerksamkeit erhalten, wo ihr historischer Ursprung ist.” Der aus Mittelfranken stammende CSU-Fraktionsvize Karl Freller argumentierte dagegen, zum fränkischen Selbstbewusstsein gehöre nicht nur, dass fränkische Kunstwerke auch in Franken ausgestellt werden, sondern auch, dass die Kunstwerke an den bestbesuchten Stellen in Bayern gezeigt werden. “Die Diskussion wird nie abgeschlossen sein”, sagte er voraus. Der ehemalige Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) sagte an die Adresse der Franken: “Sie erreichen die Befriedung des eigenen Gemüts, aber nicht die bessere Anschauung der Kulturgüter.”

Das Ministerium verwies in seinem Bericht unter anderem auch darauf, dass viele Kunstschätze aus konservatorischen Gründen nicht dauerhaft in Franken ausgestellt werden könnten. Dies verbiete sich beispielsweise bei einigen wertvollen Hand-schriften. Ausschuss-Chef Bernd Sibler (CSU) sagte dazu, dies könne man nicht wegdiskutieren.

Der Fränkische Bund hatte vergangenes Jahr eine Petition mit den Unterschriften von13 000 Bürgern eingereicht, um damit eine Rückgabe sämtliche Werke fränkischer “Beutekunst” zu erreichen. Dies hatte der Hochschulausschuss des Landtags damals aber klar abgelehnt. Zugleich erhielt das Ministerium den Auftrag zur Vorlage des neuen Berichts.

“Hofer Altar” bleibt in München

Streit | Minister Heubisch lehnt es ab, aus Franken stammende Kunstwerke zurück zu bringen. Viele Stücke seien nicht geraubt, sondern legal erworben worden.
Von Jürgen Umlauft

Frankenpost 11.03.2010
München – Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP) sieht kaum Möglichkeiten, in München ausgestellte oder lagernde Kunstwerke aus Franken dauerhaft an ihre Ursprungsorte zurückzuführen. In einem umfassenden Bericht an den Kulturausschuss des Landtags erklärt Heubisch, dagegen sprächen rechtliche, konservatorische, aber auch kulturpolitische Gründe. Die Staatssammlungen wie auch das Haus Wittelsbach als Eigentümer vieler Kunstschätze seien aber bereit, Ausleihwünsche aus Franken nach Möglichkeit zu berücksichtigen. Heubisch betonte, dass mehrere Hundert aus Franken stammende Kunstwerke längst wieder in Franken ausgestellt seien, zum Beispiel in der Zweiggalerie Neues Schloss in Bayreuth.

Mehrere Schenkungen

Scharf wandte sich Heubisch gegen den Vorwurf, es handle sich bei den noch immer in der Landeshauptstadt verbliebenen Kulturgütern um “Beutekunst”. Schließlich sei der Großteil der vom Fränkischen Bund in einer Petition aufgeführten Gegenstände aus Franken nicht im Zuge der Säkularisation vor gut 200 Jahren “geraubt”, sondern zumeist bereits lange vorher legal erworben worden. Viele Kunstkäufe könnten noch heute nachgewiesen werden. In anderen Fällen handle es sich um Schenkungen. Der “Hofer Altar” sei zum Beispiel ein Geschenk der Hofer Bürgerschaft an König Max I. Joseph gewesen. Andere Kunstwerke stammten zwar von fränkischen Künstlern, seien aber nie an ihren Ursprungsorten ausgestellt werden gewesen.

Bei tatsächlich von Franken nach München verbrachtem “Säkularisationsgut” verwies Heubisch auf die Besitzverhältnisse. So gehörten der Bamberger Domschatz oder das Würzburger Herzogsschwert gemäß einem Gesetz aus dem Jahr 1923 der Wittelsbacher Landesstiftung, die darüber das alleinige Verfügungsrecht habe. Heubisch machte allerdings auch keinen Hehl daraus, dass er bei diesen Kulturgütern von ínternationalem Rang den Verbleib in der Münchner Residenz befürworte. Deren Präsentation in der Landeshauptstadt habe für den Freistaat “identitätsstiftende Funktion”. Rückgabeforderungen bezeichnete er vor diesem Hintergrund als “ahistorisch”.

Identitätsstiftend

Der Bayreuther SPD-Abgeordnete Christoph Rabenstein nannte den Bericht Heubischs eine “Provokation für alle Franken”. Aus allen Zeilen triefe “altbaierische Überheblichkeit”. Wie Hohn wirke es, wenn die für Franken wirklich identitäts-stiftenden Kunstwerke wie der Domschatz oder das Herzogsschwert für nicht rückgabefähig erklärt würden, nachrangige Gegenstände wie der aufgeführte “Guckkasten Schäferspiel” aber schon. “Den brauchen wir nun wirklich nicht”, zürnte Rabenstein.

Der frühere Kunstminister Thomas Goppel (CSU) warf Rabenstein Populismus vor. “Mit der Rückführung der Kunstschätze erreichen Sie vielleicht die Befriedung des eigenen Gemüts, aber nicht die bessere Anschauuung der Kulturgüter”, so Goppel.

Legal in München

Der mittelfränkische CSU-Abgeordnete Karl Freller rückte nach dem Bericht von seinen früher geäußerten Rückgabeforderungen ab. Es sei ein “Problem”, von “Beutekunst” zu reden, wenn sich der Großteil der Kulturgüter legal in München befinde. Als mit dem fränkischen Selbstbewusstsein vereinbar erklärte Freller, dass in den wichtigsten und am besten besuchten Ausstellungen Münchens fränkisches Kulturgut vertreten sei. Andererseits gebe es in Münchner Depots sicher noch Gegenstände, deren Wert dort nicht richtig gewürdigt werde. “Dafür haben wir in Franken noch weiße Wände”, sagte Freller. Guter Wille auf beiden Seiten sei in der Sache wichtig.

Sepp Dürr (Grüne) warf dem Kunstminister “bürokratisches und zentralistisches Denken” vor. In dem Bericht sei kein Wille erkennbar, dem Wunsch der Bürger entgegenzukommen. “Was für die Franken identitätsstiftend ist, sollten die Franken schon selbst entscheiden dürfen”, so Dürr. Er forderte, das Verhältnis des Zentralstaates zu seinen Regionen neu zu diskutieren. Die Parole, alles Fränkische nach Franken, sei dabei aber auch nicht der richtige Weg.

Fränkische Kulturgüter Heftige Debatte um “Beutekunst” im Landtag

Br-online 10.03.2010
Fränkische Kunstschätze kehren nicht in ihre Heimat zurück. Das hat das Wissenschaftsministerium bekannt gegeben. Nur ein paar, weniger bedeutende Kunstgüter kommen nach Franken – als Leihgabe. Im Landtag kam es zu heftigen Auseinandersetzungen.

Anlass für den neuerlichen Zoff war ein Bericht des Wissenschaftsministeriums über die fränkische “Beutekunst” – also Kunstwerke, die vor rund 200 Jahren im Zuge der Säkularisation nach München geschafft wurden. Das Ministerium kommt zu dem Schluss, dass ein Großteil der vom Fränkischen Bund beanspruchten Kunstschätze regulär erworben worden sei. Außerdem gehörten zentrale Exponate wie der Bamberger Domschatz oder das Würzburger Herzogsschwert dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds, der selbstständig über die Schätze entscheiden könne.

“Altbayerische Überheblichkeit”

Der Bayreuther SPD-Landtagsabgeordneten Christoph Rabenstein kritisierte die Entscheidung scharf: Er wolle sich nicht mit Dingen wie einem Guckkasten begnügen. “Das Würzburger Herzogsschwert, den Bamberger Domschatz, den möchten wir zurück”, sagte Rabenstein. Den vom zuständigen Wissenschafts-ministerium vorgelegten Bereicht bezeichnete er als polemisch. “Dieser Bericht spricht von einer altbayerischen Überheblichkeit – und zwar in allen Zeilen”, so Rabenstein. Es könne nicht sein, dass von den wichtigen Sachen nichts zurückgegeben werden soll.
“Fränkische Kunst an Bayerns bestbesuchten Orten”

Weniger emotional reagierte der mittelfränkische CSU-Abgeordnete Karl Freller. Er gab zu bedenken, dass fränkische Kulturgüter auch in der Landeshauptstadt zu besichtigen sein sollten: “Zum fränkischen Selbstbewusstsein gehört es, dass wir erwarten, dass fränkische Kunstwerke auch an den bestbesuchten Orten Bayerns ausgestellt werden sollten”, so Freller.
“Bitte kein Rassismus”
Ein fränkischer Abgeordneter wurde vom altbayerischen Grünen-Abgeordneten Sepp Dürr mit der Bemerkung “Bitte kein Rassismus” zurechtgewiesen. Zugleich sagte Dürr, das fränkische Anliegen zeige, dass das Verhältnis von Zentralstaat und Regionen neu diskutiert werden müsse.

Wem gehört die Kunst?

Über die sogenannte Beutekunst entflammt seit Jahrzehnten regelmäßig eine hitzige Diskussion. Wenn es nach dem Willen des Fränkischen Bundes und anderen Verbänden geht, ist die Antwort klar: Fränkische Kunst gehört nach Franken. Doch die Wittelsbacher Stiftung in München, die unter anderem im Besitz der Bamberger Heinrichskrone ist, weigert sich, den Domschatz nach Oberfranken zu überführen. Die Krone sei zerbrechlich, ein Transport daher zu gefährlich, hieß es vor einigen Jahren zur Begründung. Stattdessen wurde ein Bamberger Silberschmied beauftragt, eine Kopie der Heinrichskrone zu erstellen, die in der Domstadt gezeigt werden soll.

Ringen um das Herzogsschwert

Hier wollte ich das fränkische Herzogschwert abbilden, was aber nicht erlaubt ist. Man muss sich dies einmal mit ganz normalen Menschenverstand vorstellen. Da werden Kunstschätze aus Franken entwendet – mit Hilfe eines Kriegers Napoleon – und wir FRanken dürfen nicht einmal unser Eigentum bildlich darstellen. Ist so etwas noch normal bzw. hat so ein Vorgehen noch etwas mit Demokratie zu tun? Das sind bayerische Verhältnisse im 21.Jahrhundert.

Ähnlich verhärtet sind die Fronten im Streit um das Würzburger Herzogsschwert. Im Zuge der Säkularisation 1803 wurde es nach München gebracht, wo es derzeit in der Residenz aufbewahrt wird. Das Schwert wurde 1460 gefertigt, ist 130 Zentimeter lang, zehn Kilogramm schwer und hat einen mit Silbernägeln und Edelsteinen verzierten Griff.
Eingegliedert und ausgelagert.



Vor allem die fränkischen Regierungsbezirke waren von der Säkularisation betroffen. Damals hatten Bistümer, Reichsklöster und Stifte ihre Souveränität verloren und wurden dem Herzogtum Bayern zugesprochen. Seitdem beanspruchen oberbayerische Museen die fränkischen Kunstwerke für sich.

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27. CSU – “Arrogant”, “Unglaubwürdig”, “nicht modern”

Montag, 15. März 2010 | Autor:

Frankenlied

 


 

Erschienen am 13. Januar 2009 | aktualisiert am 14. Januar 2009

T-Online Nachrichten

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Verfilzt, nicht glaubwürdig und nicht mit den Problemen der Menschen vertraut: Die Wähler in Bayern stellen der CSU einer neuen Umfrage zufolge ein vernichtendes Urteil aus. Laut der Studie der Bamberger Politikberatungsagentur Pragma, die am Dienstag bei der Winterklausur der CSU-Landtagsfraktion in Wildbad Kreuth vorgelegt wurde, halten drei von vier Wahlberechtigten die Partei für verfilzt. Auch von den eigenen Anhängern sagen dies noch 56 Prozent. In der Umfrage sei die CSU mit Begriffen wie arrogant und nicht modern beschrieben worden.
CSU-Landtagsfraktionschef Georg Schmid mahnte mit Blick auf die Ergebnisse der Studie: “Wir müssen unsere Arbeit inhaltlich, aber auch im Stil, wesentlich ändern.” Nötig seien mehr Dialog und besseres “Zuhören”. Die CSU müsse “den Umgang mit den Menschen verändern”. Schmid räumte aber ein, Veränderungen am Erscheinungsbild der Partei seien “nicht auf Knopfdruck” zu erreichen.

Verluste waren kein Ausrutscher

Pragma-Geschäftsführer Daniel Frerichs sagte bei der Vorstellung der Studie, das CSU-Landtagswahl-Ergebnis von 43,4 Prozent sei “mit Sicherheit kein Ausrutscher” gewesen. Vielmehr werde es für die CSU immer schwieriger, Ergebnisse von mehr als 50 Prozent zu holen.

Thema Bildung wahlentscheidend

Bei Innerer Sicherheit, Wirtschaft und Landwirtschaft wird ihr zwar weiter sehr hohe Kompetenz zugebilligt. Aber bei dem wahlentscheidenden Thema Schule und Bildung ist ihr Vorsprung vor den anderen Parteien dramatisch geschrumpft. “Das hat eine wichtige Rolle gespielt”, sagte Schmid. Bei jungen Frauen und bei konfessionslosen Wählern ist die CSU deutlich ins Hintertreffen geraten. Sie müsse sich viel stärker neuen Gruppen und Strömungen öffnen: “Wir müssen unseren ganzen Stil, unsere ganze Arbeit ändern”, so Schmid. Entgegen anderen Analysen habe das Rauchverbot bei der Wahlentscheidung am 28. September 2008 so gut wie keine Rolle gespielt, sagte Friedrichs.

Dennoch Mehrheit für schwarz-gelbe Koalition

In der Erhebung gaben lediglich 29 Prozent aller Befragten an, die CSU sei mit den Problemen der Menschen vertraut. Nur 42 Prozent halten die Partei für glaubwürdig. 53 Prozent kritisierten zudem, die CSU habe aus dem Wahlergebnis vom September 2008 nicht die richtigen Lehren gezogen. Andererseits glauben 64 Prozent, dass die schwarz-gelbe Koalition Bayern voranbringt. Pragma hatte Ende vergangenen Jahres 1034 Wahlberechtigte befragt.

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